Erfolg
Vom Gründer zum Investor
Sascha Jecht hat den Wechsel auf die andere Seite geschafft. Heute übernimmt er Unternehmen, denen er zu neuer Größe verhelfen kann.
Der Aufbau des eigenen Unternehmens erfordert Fleiß, Kreativität, Kapital und vor allen Dingen Zeit – begrenzte Lebenszeit, die erfolgreiche Unternehmer und die, die es werden wollen, mit Leidenschaft investieren. Denn es geht darum, ihr Lebenswerk zu verwirklichen. Doch was, wenn nach Jahren des stetigen Wachstums das Maximum erreicht zu sein scheint, der Erfolg des Unternehmens stagniert? Was, wenn auch die Reserven an Kraft, Zeit, Kreativität und Leidenschaft erschöpft sind?
In vielen Fällen bleibt das Unternehmen in der Familie und die neue Generation wischt den Staub von alten Methoden, Abläufen und Strategien. Oftmals steht an dieser Stelle jedoch der Verkauf an – eine Chance für alle Beteiligten, findet Sascha Jecht, mehrfacher Unternehmer und Gründer der Hamburger MARS ventures GmbH, einer Private-Equity-Gesellschaft, die sich darauf spezialisiert hat, in etablierte Unternehmen zu investieren, um diese zu digitalisieren und zu skalieren. »Der Vorteil für den Verkäufer liegt in der Fortführung des Unternehmens – bei Altersnachfolgen ist es oft das Lebenswerk des Gründers – und somit der Sicherung von Arbeitsplätzen und Know-how«, erklärt Jecht. »Für uns besteht der Vorteil darin, dass wir etablierte und erprobte Geschäftsmodelle übernehmen, mit festem Kundenstamm und regelmäßigen Umsätzen.« Einen Wermutstropfen gibt es dabei allerdings: Der Skalierungseffekt ist bei etablierten Unternehmen selten so ausgeprägt ist wie bei Start-ups.
So wird aus einem Gründer ein Investor
»Ich wollte schon immer Unternehmer sein und gemeinsam mit Menschen großartige Dinge bewegen«, erinnert sich Jecht. Schon mit neunzehn Jahren meldete er deshalb sein erstes Gewerbe an, mit dem er neben seinem Hauptberuf Webseiten für kleine und mittelständische Unternehmen verkaufte. 2006 gründete er dann ein Unternehmen im Bereich Immobilien und Finanzen, was allerdings kein gutes Ende fand, denn auf einmal blieb der Erfolg aus, das Unternehmen musste geschlossen und allen Mitarbeitern gekündigt werden. »Das war eine bittere Erfahrung, die mich sehr geprägt hat«, gibt er zu. Nur ein Jahr später wagte er den nächsten Anlauf und übernahm eine Personalberatung, woraus sich später die Idee für StaffConcept ergab – sein bislang erfolgreichstes Unternehmen, das sich auf Social-Media-Recruiting in der DACH-Region spezialisiert hat und hier eigenen Angaben zufolge mittlerweile zu den führenden Anbietern zählt.
Der Erfolg seiner Unternehmen ermöglichte es ihm schließlich, von der Gründer- auf die Investorenseite zu wechseln. »Ich habe zwar alle meine Unternehmen ohne fremdes Kapital aufgebaut, habe aber immer Kontakt zu Investoren, Company-Buildern und Venture-Capital-Unternehmen gesucht und gehalten, da ich das Thema spannend fand«, berichtet Jecht. Zudem habe er sich durch seine langjährige Tätigkeit als Headhunter und Interim Consultant ein gutes C-Level-Netzwerk aufbauen können, in dem er sich über Erfahrungen, Vor- und Nachteile im Umgang mit Investoren austauschen konnte. »Ich fand es schon immer spannend, verschiedene Unternehmen zu begleiten, zu unterstützen und gute Ideen zu fördern.«
Die Suche nach den Stellschrauben
Deshalb möchte er auch als Investor nicht bloß Geld geben, sondern aktiv mitgestalten. »Wir sind kein klassischer Private-Equity-Investor, der sich eher passiv an Unternehmen beteiligt«, stellt Jecht klar. »Wir sind aber auch nicht wirklich ein Venture-Capital-Investor oder Company-Builder, der zwar enger mit den handelnden Personen arbeitet, sich aber eher auf Start-ups konzentriert. Wir schauen uns Unternehmen an, die in der Regel eine Altersnachfolge suchen oder oft aus privaten Gründen einen Verkauf anstreben und in denen wir noch einen echten und direkten Impact leisten können.« Konkret heißt das, dass sich Jecht und sein Team während der Due Diligence auf die Suche nach »Stellschrauben« begeben, die es ihnen ermöglichen, das Unternehmen größer und profitabler zu machen. Diese befinden sich meist in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung, Prozesslandschaften und Software.
»Chancen ohne Risiko«
Wurde ein Unternehmen übernommen, so beginnt das Expertenteam schnellstmöglich, an diesen Schrauben zu drehen. Doch wartet immer auch das nächste Unternehmen – und so muss sich Sascha Jecht nach einiger Zeit wieder aus der operativen Rolle zurückziehen. Aktuell umfasst das Portfolio seiner Private-Equity-Gesellschaft sieben Unternehmen. Drei weitere sollen bis Ende des Jahres dazukommen: Eine Chance für junge Unternehmerpersönlichkeiten, in ein fertiges Unternehmen einzusteigen, Erfahrungen zu sammeln, ein Unternehmen aus dem Portfolio zu übernehmen oder Aufgaben in der Holding wahrzunehmen – »großartige Chancen ohne das Risiko einer Pleite«, fasst der Investor es zusammen. Allerdings erfordere dies eine gehörige Portion Mut, so Jecht. Immerhin handele es sich dabei um den berühmten Sprung ins kalte Wasser. Dem Unternehmer und Investor ist es dennoch wichtig, gerade jungen Menschen die Chance zu geben, sich an dieser Stelle zu entwickeln und an solchen Herausforderungen zu wachsen. Wie sollte es auch anders sein bei einem Mann, der Unternehmertum zu seiner Mission gemacht hat?
Bild: privat