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Expertin: Die Erfolgsgeheimnisse guter Führungskräfte
Wer heutzutage in Deutschlands Unternehmen blickt, findet immer öfter leere Plätze vor – und das liegt nicht nur am Homeoffice. Denn längst müssen sich nicht nur potenzielle Mitarbeiter auf ihren zukünftigen Arbeitsplatz bewerben, vermehrt sehen sich vor allem die Arbeitgeber in der Pflicht, die Initiative zu ergreifen, um offene Stellen zu besetzen. Doch wie gelingt es Unternehmern, ein qualifiziertes Team zusammenzustellen und einmal eingestellte Arbeitnehmer langfristig zu halten? Die studierte Betriebswirtin Romina Schuck kennt die Antworten auf diese Fragen. In unserem Interview berichtet sie aus ihrem Berufsalltag als Vortragsrednerin, Motivationstrainerin und Coach von Führungskräften.
Frau Schuck, Sie sind als Deutschlands jüngste Betriebswirtin bekannt und haben bereits mit 20 Jahren angehende Führungskräfte unterstützt. Was kann gute Mitarbeiterführung Ihrer Ansicht nach bestenfalls erreichen – und welche Folgen sind möglich, wenn sie eben nicht gelingt?
Bestenfalls kann gute Mitarbeiterführung zum Erhalt des Unternehmens und zu Umsatzsteigerung führen. Die Zeiten des Arbeitgebermarktes sind definitiv Vergangenheit; heute ist es ein Arbeitnehmermarkt. Das heißt, gute Arbeitskräfte können sich heutzutage ganz leicht entscheiden, wo sie arbeiten möchten und Unternehmen müssen diese umwerben. Gutes Personal kann langfristig nur an das Unternehmen gebunden werden, wenn sich die Mitarbeiter ganzheitlich wohlfühlen. Ich spreche nicht nur von Gehalt, Arbeitsmaterial, Arbeitszeiten und Weiterem, vielmehr zählen die zwischenmenschliche Beziehung, ein gesundes Verhältnis zu den Arbeitskollegen und ein Vorgesetzter, zu dem echtes Vertrauen besteht.
Die Folgen von mangelhafter Mitarbeiterführung sind unmotivierte Arbeitnehmer, das führt zu steigenden Reklamationen und unzufriedenen Kunden – und zu einem enormen Imageverlust. Es heißt immer so schön: »Der Kunde ist König«, aber tatsächlich sollte es heißen: »Der Mitarbeiter ist König«, denn jeder einzelner im Team hat sein Umfeld. Unzufriedene Mitarbeiter teilen ihre Arbeitsproblematik mit Familie, Freunden und Bekannten. Bei einer Vielzahl von Mitarbeitenden führt das ebenfalls zu einem Imageverlust. Natürlich verlassen gute Fachkräfte die Firma. Dadurch erhöhen sich die Produktionsausfälle oder Schließzeiten von Geschäften und das führt erneut zu Umsatzeinbrüchen bis hin zu Unternehmensschließungen.
Der Fachkräftemangel, die Digitalisierung und eine Generation Z, die eine andere Vorstellung der Arbeitswelt hat: Die Anforderungen an das Unternehmertum haben sich verändert. Wie spiegelt sich dies in puncto Mitarbeiterführung wider – worauf sollten Führungskräfte jetzt Wert legen?
Es fängt bereits im Bewerbungsprozess an; hier gilt es, passende Mitarbeiter für das Unternehmen zu finden. Ich habe einige gute in den Unternehmen kennen lernen dürfen, die ihre Arbeit gut verrichtet haben, die aber nicht zur Unternehmensphilosophie passten. Die Stärken des Mitarbeiters müssen zudem wirklich erkannt werden. Es bringt nichts, Mitarbeiter ständig in Bereichen verbessern zu wollen, damit sie darin irgendwann mittelmäßig sind. Dafür haben sie in anderen Bereichen ihre Stärke und diese sollen kontinuierlich weiterentwickelt werden. Des Weiteren sollte man sich nicht ständig auf mögliches Fehlverhalten fokussieren, sondern auf das, was der Mitarbeitende gut gemacht hat und das der Person zu kommunizieren.
Arbeitgeber müssen die Sprache der Mitarbeitenden beherrschen. Ich kann nicht mit allen Mitarbeitenden in der gleichen Weise kommunizieren und hoffen, dass es jeder versteht und es jeder gleich gut umsetzt. Ganz einfach gesagt: Wir sind alles Individuen und nehmen aufgrund unterschiedlichster Erfahrungswerte unterschiedlichste Informationen wahr. Daher sollte eine gute Führungskraft die Kommunikation beherrschen und wissen, welche Typen Mitarbeitende im Unternehmen arbeiten und wie ich mit ihnen kommuniziere. In meinen Seminaren und Unternehmensberatungen wird das durch eine Persönlichkeitsanalyse herausgefunden und erfolgreich implementiert.
Und schließlich das Allerwichtigste: »Ich kann niemanden führen, wenn ich mich selbst nicht führen kann«. Viele Führungskräfte haben die »Mitarbeiterführung« nie richtig erlernt. Im ersten Schritt gilt es, sich zu reflektieren, Muster zu erkennen und einen Fahrplan zu erstellen, was nun umgesetzt wird. Denn in aller ersten Linie müssen Führungskräfte selbst ihre eigene Persönlichkeit entwickeln und genau erkennen, wer sie selbst sind und was ihnen wichtig ist.
Die Grundpfeiler für eine gelungene Führung von Mitarbeitern sind für Sie Wertschätzung, Beziehungsqualität und Vertrauen. Doch was bedeutet das in der Praxis: Wie können Führungskräfte Vertrauen aufbauen und erhalten, wenn sie beispielsweise Kritik üben müssen?
Vertrauen – in diesem Wort steckt das Wort »trauen« drin. Das heißt, wenn wir unser Misstrauen in Vertrauen umwandeln wollen, funktioniert das nur, wenn wir lernen, den Mitarbeitenden etwas zuzutrauen. Durch kontinuierliches Zutrauen entsteht mit der Zeit Vertrauen. Des Weiteren besteht Vertrauen aus drei Schlüsselprinzipien: Authentizität, Empathie und Wertschätzung. Wenn innerhalb eines Unternehmens ein starkes Vertrauen untereinander vorhanden ist, bringt gute Kritik ein Unternehmen sogar weiter. Moderne Unternehmen leben mittlerweile in einer Feedbackkultur. Das heißt, hier werden kontinuierlich Rückmeldungen, Kritik, Positives, etc. ausgetauscht – sowohl durch die Mitarbeiter als auch durch die Führungskräfte und das baut enormes Vertrauen auf, weil auch die Kommunikation deutlich verbessert wird, Prozesse schneller angepasst werden können und dadurch ein absoluter Mehrwert für die Unternehmenswelt entsteht.
Ein wichtiger Teil der Mitarbeiterführung ist die Mitarbeitermotivation. Sie kommen aus dem Leistungssport: Welche Motivationsmechanismen gibt es hier und inwiefern lassen sich diese auch auf den Unternehmenskontext übertragen?
Da ich aus dem Tanz-Hochleistungssport komme, mit 20 Jahren bereits junge angehende Führungskräfte geschult habe und selbst meine eigenen Führungserfahrungen sammeln durfte, wurde mir schnell klar, dass diese Welten gar nicht so unterschiedlich sind:
In meiner Tanzkarriere habe ich Momente erleben dürfen mit absoluten Vollkatastrophen, bis hin zu Momenten als erfolgreiche Tänzerin. In diesem Prozess durfte ich selbst sehr viel von mir lernen, habe meine Fehler analysiert, bin ins Umdenken gekommen, habe meine eigene Persönlichkeit entwickelt und natürlich hart trainiert.
Motivation selbst ist ein Zusammenspiel von Vertrauen, Selbstbewusstsein, Fokus, Kommunikation, Teamspirit und Vielem mehr. Nur, wenn dieses Zusammenspiel harmoniert, kann es zu einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung kommen!
Zuletzt ist Ihre Prognose gefragt: Welchen Stellenwert wird das Thema Mitarbeiterführung in den nächsten Jahren einnehmen – und welche Themen werden dabei wohl im Fokus stehen?
Mitarbeiterführung ist eine der wichtigsten Unternehmensaufgaben der Zukunft!
Denn der Fachkräftemangel ist bereits schon jetzt spürbar und wird uns in der Zukunft weitere Probleme bereiten. Daher sollten Unternehmer darauf achten, dass sie ins Umdenken kommen, sich der neuen Generation anpassen und schauen, was getan werden kann, um auf dem Arbeitsmarkt interessant zu sein.
Zukünftig müssen Bewerbungsprozesse verbessert werden, damit qualifizierte Arbeitskräfte gefunden werden können. Unternehmen müssen sich fragen, für was sie als Arbeitgeber stehen, welche Führungskulturen sie leben wollen und welche Prozesse angepasst werden müssen, um das zu erreichen. Grundsätzlich sind alle Themen der Mitarbeiterführung wichtig: Kontinuierliche Schulungen, ständiges Weiterentwickeln und Mitarbeitenden das Gefühl geben, dass sie für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung wichtig sind – das zählt.
Unsere Gesprächspartnerin:
Romina Schuck ist Leadership-Expertin. Als Vortragsrednerin, Motivationstrainerin und Coach begleitet sie Menschen auf ihrem Weg zur Führungspersönlichkeit.
Bilder: Miriam Doll
AS