Nach Manager-Lehrbuch zu praktizieren, ist nicht Pflicht, meint Jensen Huang, CEO des Chip-Konzerns Nvidia. »Ich habe 60 mir direkt unterstellte Mitarbeiter«, sagte er laut »Handelsblatt« bei einer Konferenz des Finanzdienstleisters Stripe in San Francisco. »Das entspricht zwar nicht gängigen Konventionen, aber das ist definitiv der beste Weg.« Mit seiner Führungsstrategie würde der Konzern mit Sitz im Silicon Valley und mittlerweile knapp 30.000 Mitarbeitern sieben Hierarchie-Ebenen einsparen.
Neben flachen Hierarchien setze Huang nach eigenen Angaben auf maximale Transparenz. »Bei mir gibt es keine Vieraugengespräche«, sagte der Nvidia-Chef dem Bericht zufolge, »Die sind Quatsch.« Wenn er etwas zu sagen habe, kommuniziere er immer offen und wöchentlich in einer gemeinsamen Sitzung mit den 60 ihm unterstellten Topmanagern.
Wenn er etwas zu sagen habe, sollen das alle hören, es soll keinen privilegierten Zugang zu Informationen geben. Niemand dürfe eine besondere Stellung haben, nur weil er oder sie näher an den Informationen der Top-Führung sitze: »Information ist Macht, und wenn jeder sie hat, sind wir alle mächtiger.«
Wenn er Kritik an die Arbeit seiner Mitarbeiter äußern wolle, mache der CEO dies nicht hinter verschlossene Türen, kritisches Feedback bringe mehr, wenn es öffentlich geteilt werde. »Wenn jemand Mist gebaut hat, sollten alle die Chance haben, von diesem Fehler zu lernen«, meint er. Es lähme den Lernfortschritt, sich nur mit eigenen Fehlern zu beschäftigen.
Von Chipbastlern zum Weltmarktführer
1993 gründete Jensen Huang zusammen mit Chris Malachowsky und Curtis Priem die Nvidia Corporation. Die Gründer träumten von futuristischen Computern mit beschleunigten, grafikorientierten Chips, heißt es in einem Bericht von »ntv«. Sie galten als Chipbastler für Videospielkonsolen und verbrannten zehn Millionen Startkapital. »Wissen Sie, jedes Unternehmen macht Fehler, und ich mache eine Menge davon. Und einige davon brachten das Unternehmen in Gefahr, vor allem am Anfang, weil wir klein waren und es mit sehr, sehr großen Unternehmen zu tun hatten, und wir versuchten, diese brandneue Technologie zu erfinden«, wird er zitiert. Auch strategische Fehler seien gemacht worden. »Ich habe vor allem versucht, dafür zu sorgen, dass sich das Unternehmen an unsere Lehren aus den Fehlern erinnert«, so Jensen über seine Philosophie.
Seine Pläne für die Zukunft des Konzerns sei der Bau der leistungsstärksten Supercomputer der Welt, wie er in einem Interview mit dem US-Sender CNBC sagte. Diese werde man für molekulardynamische Simulationen, Klimawissenschaftsforschung, Materialwissenschaftsforschung und Quantencomputerforschung brauchen. Nvidia ist 1999 an die Börse gegangen, mittlerweile ist der Konzern zwei Billionen US-Dollar wert.
Jensen Huang mag es auch modisch unkonventionell. Häufig sieht man ihn in seiner schwarzen Lederjacke, die ihn wein wenig rebellisch wirken lässt. Zudem ist er tätowiert, als Motiv hat er sich für das Nvidia-Logo entschieden. Laut Medien sei ihm sein Erscheinungsbild aber gar nicht so wichtig, er sei froh, dass sich seine Frau und seine Tochter um seine Kleidung kümmern würden.
MK
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