»Ich brauche Bodenhaftung, Beständigkeit, Traditionen. Um unkonventionell zu handeln, ist der feste Halt für mich unverzichtbar. Familie, Verband, Betrieb, da muß alles stimmen. Auch bei Risiken, die selbstverständlich jeder Unternehmer eingehen muß, setze ich die Überschaubarkeit voraus. Deshalb bin ich auch in schwierigen Situationen niemals echt gefährdet gewesen« – so erklärte Paul Gauselmann bereits vor Jahren seinen Erfolg. Heute ist der sogenannte »Automatenkönig« aus Nordrhein-Westfalen 90 Jahre alt und kann aktuellen Schätzungen zufolge ein Vermögen von mehr als zwei Milliarden US-Dollar sein Eigen nennen. 2019 sicherte sich der Unternehmer sogar den 478. Platz der Forbes-Liste – noch vor der Bertelsmann-Vorsitzenden Liz Mohn.
Beginn einer Ausnahmekarriere
Gauselmanns frühes Leben erscheint dagegen recht unspektakulär:
Am 26. August 1934 wird Paul Gauselmann im Steinfurter Stadtteil Borghorst als das fünfte Kind des Heizers Heinrich Gauselmann geboren, verbringt aber einen großen Teil seiner Kindheit in Münster. Trotz privater Schicksalsschläge und Kriegswirren fällt dem jungen Gauselmann das Lernen leicht – im Jahr 1950 schließt er seine schulische Ausbildung als Jahrgangsbester ab. Weil der technische Fortschritt den heutigen Unternehmer schon früh fasziniert, ist er zunächst als Fernmelderevisor und später als Servicetechniker tätig. Schon zu dieser Zeit lässt er sich seine erste Erfindung patentieren: Eine Fernwählscheibe soll die Musikauswahl direkt vom Tisch aus möglich machen; eine Erfindung, an deren Umsetzung sich Gauselmann auch persönlich beteiligt. Diese und weitere innovative Ideen lassen ihn zwar allmählich auf der arbeitnehmerischen Karriereleiter emporklettern, doch der große Erfolg lässt zunächst auf sich warten.
Mit Glücksspiel zum großen Geld
Denn erst auf die Selbstständigkeit folgt der Durchbruch – wenn auch nicht gleich. Denn mehrfach versucht sich der heutige Milliardär, mithilfe des von ihm ins Leben gerufenen Familienunternehmens »Gebrüder Gauselmann« einen Namen zu machen. Nur einem Zufall ist es schließlich geschuldet, dass Gauselmann die Produktion von Musikboxen hin zu Spielautomaten zu verlagert. Nach dieser Entscheidung geht es plötzlich schlag auf Schlag: 1972 gründet der Unternehmer eine weitere Firma, die sogenannte adp Gauselmann GmbH, und eröffnet eine erste Spielothek in Delmenhorst. Noch nicht einmal 15 Jahre später sind die sogenannten Merkur Casinos mit den von Gauselmann entwickelten Merkur-Automaten auch außerhalb Deutschlands bekannt.
Gauselmann: Für den Erfolg braucht es kein Glück
Gauselmanns Erfolgsgeheimnis ist die Leidenschaft zum Glücksspiel, das impliziert er selbst in zahlreichen Interviews. »Ich habe immer den Spielern zugeschaut«, verrät er etwa 1984 in der »Welt«. Selbst spielt er allerdings kaum; nicht zuletzt, weil er eher sparsam sei – ein Haus und ein Auto genügten ihm, heißt es anlässlich seines 85. Geburtstags auf dem Online-Portal des »Focus«. Statt auf Glück vertraut der Unternehmer auf seine eigene Leistung, trotz seines fortgeschrittenen Alters bilde er sich regelmäßig fort, bevor er gegen Mittag ins Unternehmen fahre, erklärte er noch vor fünf Jahren. Schließlich laute sein Lebensmotto:»Arbeit ist 50 Prozent Hobby und 50 Prozent Pflicht«.
Beitragsbild: IMAGO / Steffen Schellhorn
AS