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Raus aus dem Mittelmaß! Wie unternehmerischer Erfolg wirklich gelingen kann

Die Selbstständigkeit lockt mit der Aussicht auf Freiheit und Erfolg – doch was, wenn ausgerechnet die ersehnte Vielzahl an Möglichkeiten zur Herausforderung wird? Schließlich gestaltet es sich in einer immer komplexer werdenden Welt als zunehmend schwierig, den Überblick zu behalten. Sind echte Quantensprünge so überhaupt noch möglich? Das haben wir die Business-Expertin Anja Antropov gefragt. Im Interview spricht sie mit uns über den Mut, alte Glaubenssätze abzulegen, um wirksamer handeln zu können – und darüber, wie sich eine Realität erschaffen lässt, die sowohl Umsatz als auch Erfüllung bringt.

Frau Antropov, viele erhoffen sich vom Unternehmertum, dem Hamsterrad zu entkommen. Aber die Realität sieht meist weniger rosig aus. Welche Faktoren werden für Selbstständige zur Belastung?

Wir leben aktuell in einer herausfordernden Zeit. Im Fachjargon heißt das, was wir gerade erleben, VUCA-Umwelt. VUCA ist ein Akronym, das für Volatilität (Volatility), Unsicherheit (Uncertainty), Komplexität (Complexity) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity) steht. Es beschreibt die dynamischen und oft unvorhersehbaren Herausforderungen, mit denen Unternehmen und Führungskräfte in der heutigen Welt konfrontiert sind.

Die schnellen und sprunghaften Veränderungen (Volatility) führen dazu, dass es immer schwerer wird, zu planen, weil morgen schon alles ganz anders sein kann. Immer häufiger erlebe ich bei mir und meinen Kunden, dass Strategien, die bis gestern noch funktioniert haben, heute schon nicht mehr funktionieren.

Daraus entsteht das Gefühl der Unsicherheit (Uncertainty), weil es schwieriger wird, Dinge vorherzusagen.

Durch Informationsüberflutung und Digitalisierung nimmt die Komplexität (Complexity) für Unternehmer und Unternehmerinnen sehr zu. Viele Online-Gurus versprechen uns »Kunden auf Knopfdruck« mit bestimmten Techniken. Aber in der Realität funktionieren die bei den meisten nicht oder schon nach kurzer Zeit nicht mehr.

Und dadurch entsteht ein unklares Bild über Zusammenhänge (Ambiguity). Was macht mich erfolgreich? Und was nicht? Was soll ich tun – und was weglassen? Es gibt eben nicht mehr den einen Weg zum Erfolg. Die Folge ist, dass die meisten Selbstständigen enorm gestresst sind, sich überlastet und überfordert fühlen. Dass sie viel arbeiten, dabei wenig ernten und in einem dauerhaften Überlebensmodus sind. Einfach nur eine gute Fachkraft zu sein, reicht heutzutage in der Selbstständigkeit nicht mehr aus! Im VUCA-Umfeld wird der Umgang mit Komplexität und schnellen Veränderungen zur Kernkompetenz.

Als Speakerin und Mentorin unterstützen Sie Unternehmer dabei, Quantensprünge im Business zu machen. Gibt es dabei typische Fehlannahmen? Welche Glaubenssätze oder Handlungen können stattdessen zielführend sein?

Eine typische Fehlannahme für Wachstum ist, den Fokus auf Maßnahmen im Außen zu legen. Üblicherweise bedeutet das dann, die Quantität der Maßnahmen zu erhöhen oder eine neue Technik zu lernen, von der wir uns »Kunden auf Knopfdruck« versprechen. Da werden dann mehr Angebote gemacht, mehr Zielgruppen angesprochen, mehr Social-Media-Kanäle bedient oder ein YouTube Kanal gestartet. Das erhöht die Komplexität des eigenen Geschäfts und führt zu mehr Stress und Überforderung. Die Leute kommen an ihre persönlichen Belastungsgrenzen oder drehen die Kosten so hoch, dass am Ende kein Gewinn mehr übrigbleibt. Zielführend für Wachstum ist die Hinwendung zur Qualität. Die Qualität unseres Angebotes, unserer Positionierung und unserer Kommunikation führen zu Wachstum, nicht die Quantität der Maßnahmen.

Wenn wir die Qualität erhöhen wollen, dann dürfen wir den Fokus zunächst mal vom Außen abziehen und nach Innen holen. Auf unsere innere Wahrnehmung. Denn unser Business ist ein Spiegel unserer Glaubenssätze über Arbeiten und Geld verdienen. Wir sind kollektiv geprägt, dass wir für Geld hart arbeiten, ständig beschäftigt sein und es womöglich auch noch anderen recht machen müssen. Und genau diese Prägung hindert uns daran, tiefer zu gehen in unserer Wertschöpfung und unsere Qualität zu erhöhen. Denn wer ständig beschäftigt und gestresst ist, kann keine genialen Ideen entwickeln. Genau die brauchen wir aber für Qualität! Die Veränderung der inneren Wahrnehmung ist der mächtigste Hebel, den wir als Unternehmer haben. Denn unsere Gedanken erschaffen unsere Realität.

Nehmen wir mal ein ganz einfaches Beispiel: Wenn Sie glauben, Kunden kommen nicht von selbst, sondern Sie müssten jeden Kunden akquirieren, dann ist das – bewusst oder unbewusst – eine Art Leitbild oder ein Glaubenssatz, nach dem Sie handeln. Dann werden Sie vielleicht Kaltakquise als Vertriebsstrategie wählen und Mitarbeiter, Systeme und Prozesse wählen, um Kaltakquise zu betreiben. Damit erschaffen Sie sich eine Realität, die Ihnen bestätigt, dass Sie jeden Kunden kalt akquirieren müssen. Denn das tun Sie ja dann auch! Wenn Sie glauben, dass Kunden auch von selbst zu Ihnen kommen und Sie ein Magnet für neue Kunden sein wollen, dann werden Sie eine andere Strategie wählen. Nämlich, ihr Angebot und ihr Marketing so attraktiv zu gestalten, dass Sie magnetisch für potenzielle Kunden werden. Ihr Fokus ist dann woanders. Sie suchen sich dann Mitarbeiter, Prozesse und Systeme, die Ihnen helfen, Ihr Angebot und Marketing attraktiver zu machen und magnetisch für Kunden zu werden. Und dementsprechend erschaffen Sie sich diese Realität. Deshalb ist es wichtig, wenn wir wachsen wollen, erstmal nach innen zu gehen und unser Leitbild neu zu definieren.

Gesundes Wachstum entsteht, wenn wir in Wirksamkeit und Qualität denken, anstatt in To-do-Listen und Quantität. Und gerade, wenn wir mehr oder bessere Kunden erreichen wollen, dann macht es Sinn, nicht die Quantität der Akquise-Maßnahmen zu erhöhen, sondern unsere Positionierung zu schärfen, sprich, uns auf die erfolgversprechendste Zielgruppe zu fokussieren.  Dadurch sind wir zu tieferer Wertschöpfung fähig, während wir gleichzeitig Komplexität reduzieren. Der Positionierungspapst Peter Sawtschenko benennt das so: »Wer nicht automatisch neue Kunden gewinnt, ist falsch positioniert.«

Aus einer klaren Positionierung folgt, dass wir die Qualität unseres Angebots erhöhen können, weil wir ja jetzt nur noch eine Zielgruppe bedienen und nicht mehr versuchen, es allen recht zu machen. Dadurch werden wir wirksamer in unserer Wertschöpfung und produzieren mehr Kunden-Erfolgs-Stories. Das ist der Weg raus aus dem Mittelmaß und rein in Premium. Daraus folgt, dass sich auch die Qualität unserer Kommunikation erhöht. Wir werden klarer in der Kommunikation und dadurch für die richtigen Kunden sichtbar.

Gibt es einen Moment in Ihrer eigenen Karriere, den Sie als »Quantensprung« bezeichnen würden?

Ein Quantensprung ist nichts, was über Nacht passiert. Er wird vielleicht über Nacht im Außen sichtbar, aber davor ist ganz viel Vorarbeit passiert.

Ein Quantensprung beginnt mit einer Entscheidung. Und diese Entscheidung wirkt dann wie eine Weichenneustellung. Kleine Veränderungen in unserer Weichenstellung führen, wenn sie über einen längeren Zeitraum durchgehalten werden, zu riesigen Veränderungen. Man landet dann an einer vollkommen anderen Stelle, als wenn man diese Entscheidung nicht getroffen hätte. Eine meiner wichtigsten Entscheidungen war, mein Geschäft zu digitalisieren. Diese Entscheidung hat zu einem Quantensprung in meiner Karriere geführt. Denn dadurch bin ich in der Lage, viel mehr Kunden zu betreuen, ohne dabei mehr zu arbeiten. Denn sehr viele meiner Kunden arbeiten mit meinen Videos und Selbstlernkursen. Außerdem kann ich weltweit mit Menschen zusammenzuarbeiten. Ich habe inzwischen Kunden von den USA über England bis nach Sibirien. Das hat meine Lebensqualität extrem erhöht. Denn früher habe ich sehr viel Zeit auf Flughäfen, Bahnhöfen und in Hotels verbracht. Heute reise ich immer noch, aber an Strände und in Hotels, die mir gefallen, während ich nur eine Onlineverbindung brauche und sofort für meine Kunden da sein kann.

Einen weiteren Quantensprung habe ich eingeleitet, als ich die Entscheidung getroffen habe, mich neu zu positionieren und meine Preise zu vervielfachen. Das hat mich mit einer Klientel zusammengebracht, die meine tiefgreifende Expertise wirklich begreift zu schätzen weiß. Und das Schöne ist, dass ich durch meine Onlineprogramme trotzdem immer noch Menschen unterstützen kann, die kleines Budget haben.

Inwiefern hat sich die Art und Weise, ein Unternehmen zu führen, in den letzten Jahren verändert? Was sollten insbesondere Erstgründer beachten, um ihre Aussichten auf Erfolg zu erhöhen?

Das VUCA-Umfeld habe ich eingangs schon erwähnt. Das ist eine tiefgreifende Veränderung, die uns alle betrifft. Und das hat Konsequenzen. Früher hat man sich als Experte für irgendein Gebiet selbstständig gemacht und dann Kunden gesucht. Das funktioniert heute nicht mehr, weil wir eben mit schnellen Veränderungen, Unsicherheit, unklaren Zusammenhängen und hoher Komplexität zu tun haben. Und in diesem Umfeld sind folgende Faktoren sehr wichtig:

  • Sie sind Gestalter Ihrer Wirklichkeit!

Begreifen Sie sich von vorneherein als Unternehmer, der gestaltet, nicht als Experte, der Kunden sucht. Und die wichtigste Frage, die Sie sich stellen dürfen, ist: Wenn alles möglich wäre, wie hätte ich es gerne? Das ist dann Ihr Leitbild, nach dem sie alles ausrichten. Das, woran Sie glauben, erschafft Ihre Realität.

  • Energiemanagement

Ihre ganze Unternehmung lebt von Ihrer Begeisterung und Kraft. Wenn Sie erschöpft sind, können Sie niemandem mehr helfen. Deshalb ist eine Ihrer wichtigsten Aufgaben als Unternehmer und Unternehmerin, dass Sie sich mit Ihrer Begeisterung und Kraft erhalten. Sorgen Sie dafür, dass Sie ein hohes Energie Level haben. Machen Sie Pausen, machen Sie Urlaub, tun sie Dinge, die Ihnen Freude machen, arbeiten Sie mit Menschen, die Sie mögen, arbeiten Sie in Ihrer Geniezone und geben andere Dinge ab!

Sie selbst, Ihre Begeisterung für Ihre Sache und Ihre Kraft sind Ihr wichtigster Erfolgsfaktor.

  • Schnelligkeit

Microsoft ist Marktführer. Nicht weil sie perfekte Software herausbringen, sondern weil sie unperfekte Software herausbringen und sie dann mit der Zeit verbessern!

Versuchen Sie nicht, perfekt zu sein, sondern seien Sie schnell. Probieren Sie aus, testen Sie, verwerfen sie wieder, lernen Sie dazu. Entwickeln Sie Programme und Produkte mit ihrem Kunden und an ihren Kunden. Es gibt so viele perfekte Onlinekurse, die sich nicht verkaufen, weil sie ohne Kunden entwickelt wurden und damit am Bedarf vorbei. Das soll Ihnen nicht passieren.

  • Growth Mindset

Machen Sie Lernen zu ihrem Alltag! In einer Welt, in der sich ständig alles wieder ändert, müssen wir uns immer wieder umstellen und auch immer wieder neues lernen. Das ist nicht schlimm, sondern ganz im Gegenteil, sehr bereichernd. Bleiben Sie neugierig und erlauben Sie sich, dass Sie nicht alles sofort wissen müssen.

  • Community

Eine Community ist wie eine Abkürzung auf unserem Weg. Wir können vom Wissen und den Erfahrungen der anderen profitieren, müssen nicht alles selbst ausprobieren und können Fehler vermeiden, die andere schon gemacht haben.

Ich bin zum Beispiel in einer Onlineunternehmerinnen Community. Auf diese Weise profitiere ich von den Erfahrungen der anderen zu digitalen Tools. Das ist extrem wertvoll für mich, weil ich vieles nicht mehr selbst testen muss.

  • Nutzeninnovation

Ich finde, wir sollten immer von den Besten lernen. Und so gibt es eine Frage, die sich zukunftsweisende Unternehmen immer wieder stellen: »Wie kann ich mehr Wert schöpfen zu geringeren internen Kosten?« Diese Frage sorgt dafür, dass Sie sich an Qualität ausrichten, nicht an Quantität. Und dass Sie sich an Ihrer erfolgversprechendsten Zielgruppe ausrichten, nicht an Ihrer Konkurrenz. Dadurch erhöhen Sie die Qualität und Wertschöpfung für ihre Zielgruppe und reduzieren gleichzeitig Komplexität in ihrer Unternehmung. Das führt zu gesundem Wachstum.

Welche unternehmerischen Herausforderungen und Chancen könnte das neue Jahr mit sich bringen? Wie können sich Unternehmer optimal vorbereiten?

Die Herausforderungen der VUCA-Welt werden auch im Jahr 2025 nicht weniger, sondern eher noch verschärft. Wer sich nicht verändert und hofft, dass alles wieder besser wird, geht wahrscheinlich in eine Abwärtsspirale. 2024 war auch für sehr große Unternehmer und Unternehmerinnen mit Millionenumsätzen ein schwieriges Jahr. Entweder die Umsätze gingen zurück, oder die Kosten, um den Umsatz zu halten, waren so hoch, dass der Gewinn davon aufgefressen wurde. Wer merkt, dass er jetzt in die Stagnation kommt, sollte schnell reagieren. Denn jede Bewegung hat auch eine Gegenbewegung. Wer das Jahr 2025 nutzt, um sich zu verändern, um nach innen zu gehen, sich neu auszurichten, die Qualität der eigenen Wertschöpfung und Kommunikation zu erhöhen und die Komplexität im eigenen Unternehmen zu reduzieren sowohl für sich selbst als auch für seine Kunden, der wird in eine Aufwärtsspirale eintreten. Denn die Menschen sehnen sich in dieser Zeit der schnellen Veränderungen und damit einhergehenden Oberflächlichkeit nach Tiefe, nach vertrauensvollen Beziehungen, nach Stabilität, Verlässlichkeit, nach Substanz. Wenn Sie in der Lage sind, das zu geben, werden Sie zum Magneten.

Welche Ziele haben Sie sich selbst für das neue Jahr gesetzt?

Die Frage, die ich mir jedes Jahr aufs Neue stelle, ist die Frage nach der Nutzeninnovation: wie kann ich mehr Wert schöpfen zu geringeren internen Kosten?

Und aktuell sind das meine Antworten auf diese Frage: Für das Jahr 2025 habe ich mir vorgenommen, noch mehr in meiner Geniezone zu arbeiten. Also noch mehr Zeit mit Tätigkeiten zu verbringen, die mir Energie geben und in denen ich genial bin, während ich andere Dinge, die mich Energie kosten, auslagere an Menschen, die darin genial sind.

Außerdem werde ich meine digitalen Prozesse verschlanken und teilweise auf andere Plattformen umziehen, die weniger Ressourcen kosten. Für meine Kunden rücke ich 2025 den Umgang mit VUCA-Umwelt und Komplexität noch mehr in den Fokus, um sicherzustellen, dass sie in dieser Zeit in die Aufwärtsspirale gehen, und nicht in die Abwärtsspirale.

Unsere Gesprächspartnerin:

Anja Antropov ist Gründerin der Business Empowerment Academy. Nach ihrer Tätigkeit in Führungspositionen bei Unternehmen wie Siemens, bringt sie als Bestseller-Autorin und Business-Mentorin anderen das Unternehmertum der neuen Zeit näher.

Beitragsbilder: Constanze Wild

AS

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