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Rekrutierung 2.0: Wie Automatisierung den Prozess revolutioniert
Stellenanzeigen in der morgendlichen Zeitung oder postalisch eingesendete Bewerbungen gehören schon längst der Vergangenheit an. Hier konnten Prozesse mithilfe von E-Mails, Bewerberportalen oder der eigenen Unternehmens-Website schneller und einfacher gemacht. Doch damit sollte die Digitalisierung in Bewerbungsprozessen noch lange nicht aufhören, findet Tobias Eder, CEO von Leaddrop. Gerade jetzt könne darauf aufgebaut und auch Automatisierungen, KIs oder auch Virtual Reality mit ins Spiel gebracht werden, um den passenden Mitarbeiter oder Kunden zu finden. Im Interview erklärt der Experte, worauf ein Unternehmer dabei achten muss und wie auch skeptische Mitarbeiter davon begeistert werden können.
Herr Eder, welche Vorteile bietet die Automatisierung der Rekrutierung im Vergleich zu traditionellen, manuellen Prozessen?
Die Automatisierung der Rekrutierung bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich. Zum einen steigert sie die Effizienz erheblich, da viele zeitaufwändige Aufgaben wie die Vorauswahl von Bewerbern oder die Terminplanung automatisch ablaufen. Dadurch werden Ressourcen im Unternehmen geschont und die Time-to-Hire reduziert.
Zum anderen sorgt Automatisierung für eine objektivere Auswahl, da datenbasierte Algorithmen helfen, Vorurteile zu minimieren und die besten Kandidaten auf Basis ihrer Qualifikationen zu identifizieren. Zudem verbessert sich die Candidate Experience durch schnelleres Feedback und eine reibungslose Kommunikation.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Integration von Automatisierungslösungen in bereits bestehende Kunden- und Mitarbeitergewinnungsstrategien?
Die größte Herausforderung ist oft die Akzeptanz innerhalb des Unternehmens. Viele HR- und Vertriebsteams sind an traditionelle Methoden gewöhnt und stehen neuen Technologien skeptisch gegenüber. Es braucht eine klare Strategie, um Mitarbeiter mitzunehmen und sie in die Nutzung der neuen Systeme einzuarbeiten.
Zudem müssen die Automatisierungslösungen gut in bestehende Systeme wie CRM- oder Bewerbermanagementsoftware integriert werden, um einen echten Mehrwert zu schaffen. Ein weiteres Thema ist die Balance zwischen Automatisierung und persönlicher Note – Automatisierung darf nicht bedeuten, dass der menschliche Faktor komplett verschwindet.
Wie kann sichergestellt werden, dass die persönliche Note und das Vertrauen in den Rekrutierungsprozess trotz Automatisierung nicht verloren gehen?
Die Kombination aus Technologie und Menschlichkeit ist hier der Schlüssel. Automatisierung kann Prozesse effizienter gestalten, aber die persönliche Interaktion bleibt essenziell. Unternehmen sollten Automatisierung nutzen, um administrative Aufgaben zu erleichtern, aber gleichzeitig sicherstellen, dass im richtigen Moment der menschliche Kontakt stattfindet. Beispielsweise können Chatbots erste Fragen beantworten, aber ein echter Ansprechpartner sollte bei wichtigen Gesprächen involviert sein. Transparenz gegenüber Bewerbern und Kunden spielt ebenfalls eine große Rolle – sie sollten wissen, wann sie mit KI und wann mit einem Menschen kommunizieren.
Inwieweit spielt die Nutzung von KI jetzt schon eine Rolle bei der Mitarbeiter- und Kundengewinnung?
KI ist bereits ein Gamechanger in diesen Bereichen. Im Recruiting analysieren KI-gestützte Systeme Bewerbungen, identifizieren passende Kandidaten und optimieren den Matching-Prozess. In der Kundengewinnung werden KI-Modelle genutzt, um Zielgruppen besser zu verstehen, Kampagnen zu optimieren und Leads automatisch zu qualifizieren. Besonders spannend ist der Einsatz von Predictive Analytics, um zu erkennen, welche Kandidaten oder Kunden mit hoher Wahrscheinlichkeit konvertieren werden. Gleichzeitig stehen Unternehmen aber auch vor der Herausforderung, KI ethisch und datenschutzkonform einzusetzen. Dies kann mit internen Schulungen gelöst werden.
Wie sieht die Zukunft des Recruitings aus? Gibt es neue Trends oder Technologien, die Sie besonders spannend finden?
Die Zukunft des Recruitings wird noch datengetriebener und individualisierter sein. Ich sehe besonders viel Potenzial in KI-gestützten Assessments, die nicht nur Fachwissen, sondern auch Soft Skills analysieren. Ein weiterer spannender Bereich ist die Nutzung von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) in Bewerbungsgesprächen oder Onboarding-Prozessen.
Zudem wird sich die Bedeutung von Employer Branding weiter verstärken – Unternehmen müssen sich als attraktive Arbeitgeber positionieren, um Talente zu gewinnen. Langfristig wird sich das Recruiting immer mehr in Richtung eines nahtlosen, digitalen Erlebnisses entwickeln, das Effizienz und Persönlichkeit vereint. So wird diese sich in meinen Augen entwickeln. Der erste Schritt sollte aber in Summe erstmal sein, einen funktionierenden und einfachen Recruitingprozess zu schaffen, der funktioniert – für Unternehmen und Bewerber.
Unser Gesprächspartner:
Tobias Eder ist seit 2023 Geschäftsführer von Leaddrop. Mit seinem Unternehmen hilft er seinen Kunden, effektiver Kunden und Mitarbeiter zu gewinnen.
LT
Bilder: Anna Andorfer
