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Die ZEC auf den Kanarischen Inseln – strategischer Standortvorteil für den Mittelstand

Der deutsche Mittelstand steht vor wachsenden Herausforderungen: steigende Kosten, Fachkräftemangel, zunehmender Wettbewerbsdruck und digitale Transformation. Gleichzeitig müssen Servicequalität, Effizienz und Rechtssicherheit gewährleistet bleiben. Eine interessante Option zur strategischen Entlastung bietet die Zona Especial Canaria (ZEC) – ein von der EU genehmigtes Sondersteuergebiet auf den Kanarischen Inseln.


Rechtlicher Rahmen und steuerliche Vorteile

Die ZEC wurde im Jahr 2000 von der Europäischen Kommission als Teil des besonderen steuerlichen und wirtschaftlichen Regimes der Kanaren (REF) zugelassen. Ziel ist die wirtschaftliche Diversifizierung der Inseln im Einklang mit dem EU-Beihilferecht.
Unternehmen, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, profitieren von einem reduzierten Körperschaftsteuersatz von nur 4 Prozent (statt 25 Prozent in Spanien). Dafür gelten klare Bedingungen:

  • Investition: Mindestens 100.000 € (Gran Canaria, Teneriffa) bzw. 50.000 € (übrige Inseln) in Sach- oder immaterielle Güter.
  • Beschäftigung: Schaffung von mindestens fünf bzw. drei dauerhaften Arbeitsplätzen.
  • Tätigkeit: Nachweis einer realen wirtschaftlichen Präsenz auf den Kanaren – Briefkastenfirmen sind ausgeschlossen.
  • Zulässige Branchen: u. a. IT- und IT Sicherheit, Programmierung, Callcenter, Online-Marketing.

Die ZEC ist damit kein Offshore-Modell, sondern eine rechtssichere EU-Förderregelung mit klaren Substanzanforderungen.


Strukturvorteile für Unternehmen

Neben der niedrigen Körperschaftsteuer bietet die ZEC weitere Vorteile. Unter anderem die Befreiung von der kanarischen Mehrwertsteuer (IGIC) bei bestimmten Transaktionen, Vergünstigungen bei Grunderwerb- und Rechtsgeschäftssteuern sowie die Anwendung der EU-Mutter-Tochter-Richtlinie, wodurch Dividenden unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei innerhalb der EU ausgeschüttet werden können. Sofern Unternehmen zudem noch forschen, gibt es nicht nur weitere Steuernachlässe sondern weitere Zuwendungsmöglichkeiten.

Damit eröffnet die ZEC mittelständischen Unternehmensgruppen die Möglichkeit, Service- und IT-Strukturen innerhalb des EU-Binnenmarkts steuerlich optimiert und rechtlich abgesichert zu organisieren.


Operative Einsatzfelder

 Besonders geeignet ist das Modell für folgende Unternehmensbereiche:

  • Kundenservice: Mehrsprachige Callcenter profitieren von niedrigen Lohnkosten und moderner Infrastruktur.
  • IT und Entwicklung: Aufbau steuerbegünstigter Technologieeinheiten innerhalb der EU.
  • Digitales Marketing: Steuerlich optimierte Umsetzung von Online-Strategien mit eigenständiger Tätigkeit vor Ort.
  • Programmierung: Outsourcing von  Software-Entwicklungs-Einheiten.


Standortfaktoren: mehr als nur Sonne und Strand

Neben steuerlichen Vorteilen überzeugen die Kanaren durch ihre Lage zwischen Europa, Afrika und Lateinamerika. Es gelten stabile politische Rahmenbedingungen, es gibt eine moderne Infrastruktur und eine nur einstündige Zeitdifferenz zu Mitteleuropa. Das milde Klima und die hohe Lebensqualität fördern zudem die Ansiedlung internationaler Fachkräfte.


Strategische Perspektive

Die Zona Especial Canaria ist eines der attraktivsten europäischen Sondersteuergebiete für den Mittelstand. Sie ermöglicht eine deutliche steuerliche Entlastung, volle EU-Rechtssicherhei  und eröffnet neue Spielräume für Wachstum und Internationalisierung. Voraussetzung bleibt jedoch ein substanzorientierter Ansatz – nur wer reale Wertschöpfung auf den Inseln schafft, kann langfristig profitieren.


Veranstaltungshinweis zum Thema ZEC

Am 24. November 2025 um 16:00 Uhr findet in der Spanischen Botschaft in Berlin eine Informationsveranstaltung zur ZEC mit der Kanarischen Regierung. Moderiert von Rechtsanwalt André Schenk, LL.M.Eur. statt.
Unternehmen, die sich für das Modell interessieren, können sich per E-Mail an zec@sbs-legal.de anmelden.

 

Der Autor:
André Schenk, LL.M. Eur., ist Gründungspartner von SBS LEGAL und seit über 15 Jahren auf Unternehmens-, Vertrags- und gewerblichen Rechtsschutz spezialisiert. Er betreut Start-ups und internationale Direktvertriebsunter-
nehmen bei Markteintritt, Gesellschaftsgründung, Vertragsgestaltung und rechtlicher Absicherung. Seine Expertise umfasst Wettbewerbsrecht, Markenanmeldung, Vertriebs- und Marketingrecht sowie Datenschutz. Besonderer Schwerpunkt: rechtliche Begleitung von FinTech-Projekten wie Mining-Unternehmen, Krypto-Projekten, ICOs und Exchanges.

 

Beitragsbild: André Schenk und IMAGO / Cavan Images

 

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