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Elon Musk: Der Junge der die Welt retten will

Er ist der neue Star unter den US-Unternehmern und einer der Helden des Silicon Valley – die Presse vergleicht Elon Musk schon mit dem legendären Unternehmer Howard Hughes, der 1945 das größte Flugzeug der Welt baute, Besitzer der Fluglinie TWA war, erfolgreiche Filme produzierte und zahllose Affären mit Hollywood-Stars hatte. Der in Südafrika geborene Elon Musk ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Howard Hughes. Er hat in den USA eine große Zahl von erfolgreichen Start-ups gegründet, er hat die US-Raumfahrt revolutioniert, er will Menschen zum Mars fliegen und Elektroautos für jedermann bauen. Und er hatte in zweiter Ehe eine Film-Schönheit geheiratet: die britische Schauspielerin Talulah Riley.

Elon Musk mag den Vergleich mit dem großen Amerikaner. Dessen Leben wurde 2004 von Martin Scorsese verfilmt. »The Aviator« hieß der Film, und Leonardo DiCaprio spielte die Hauptrolle. Musk ist mit DiCaprio befreundet, er feiert regelmäßig mit dem Schauspieler in dessen Privatclub. Musk gehört im Silicon Valley zu den Superreichen – Forbes schätzt sein Vermögen auf 14,1 Milliarden Dollar. Aber er stand mehrfach vor dem Ruin. Nicht zuletzt, weil er immer voll auf Risiko gesetzt hatte. Auch privat. In seinen wilden Zeiten fuhr der Zweimeter-Mann mit einem McLaren F1-Auto Höchstgeschwindigkeiten von 391,23 Kilometern pro Stunde oder donnerte in einem tschechischen Kampfjet vom Typ Aero L-39 im Tiefflug über Nevada und verfolgte Freunde, die in ihren Business Jets unterwegs waren.

Musk wurde 1971 als Erstes von drei Kindern in Pretoria geboren. Der Vater war ein wohlhabender Maschinenbau-Ingenieur, die Mutter Model und Ernährungsspezialistin. Er wurde früh eingeschult. Aber er war ein Außenseiter und fand in der Schule keine Freunde. Statt Comics las er lieber Schopenhauer und andere Philosophen. Oder schrieb Computerprogramme. Er war zwölf, als er sein erstes Computerprogramm verkaufte. Er interessierte sich auch früh für die Börse und drängte seine Mutter dazu, eine bestimmte Pharma-Aktie zu kaufen. Sie investierte 1 000 Dollar, im darauffolgenden Jahr hatte sich der Kurs der Aktie bereits verdreifacht. Die Mutter verkaufte die Aktie – gegen den Protest des kleinen Elon, der überzeugt war, dass die Aktie noch weiter gestiegen wäre.

 

 

Um der Einberufung in die Armee zu entgehen, verließ Musk mit 17 den Apartheidstaat Südafrika, zog erst nach Kanada, in die Heimat seiner Mutter, und später nach Philadelphia, wo er an der Eliteschule Wharton einen Abschluss in Wirtschaft und Physik gemacht hatte. 1995 schrieb er sich an der Stanford University in Kalifornien ein, an einer der renommiertesten Universitäten der Welt, um dort zu promovieren. Die Universität liegt in unmittelbarer Nähe des Silicon Valley, wo gerade das Start-up- Fieber ausgebrochen war. Nach zwei Tagen schmiss Musk das Studium. Um ihn herum eröffneten junge Leute Internetunternehmen und machten sagenhafte Geschäfte. Musk wollte dabei sein.

»In Stanford lassen sie einen erst mal ziehen, wenn man eine unternehmerische Idee hat«, erinnert sich Musk. »Mein Professor sagte allerdings, ich würde wohl nie mehr zurückkommen …«.

Musk und sein Bruder Kimbal mieteten ein Büro, das ihnen auch als Wohnung diente und in dem nur ein einziger Computer stand. Ihre Geschäftsidee: Eine Software für Verlage zu entwickeln, die regionale Karten und Adresslisten im Internet veröffentlichen wollten. Der Name ihres Start-ups: Zip2. Die Mutter gab das Startkapital. Erst wollte niemand in ihr Unternehmen investieren, aber Musk fand schließlich private Geldgeber. Zu den Kunden gehörten renommierte Zeitungen wie die New York Times oder die Chicago Tribune. 1999 verkaufte Musk die Firma für 308 Millionen Dollar an den Computergiganten Compaq. Er hatte längst eine neue Idee: »Bezahlen übers Internet! Man musste es nur einfach genug machen, das Geld zu transferieren«. Er entwickelte das Online-Bezahlsystem Paypal, das im Juli 2002 vom Ebay für rund 1,5 Milliarden Dollar übernommen wurde. Musk war mit 11,7 Prozent der Firmenanteile der größte Anteilseigner. Jetzt, mit 31 Jahren, hatte er das nötige Kapital, um sich einen Jugendtraum zu erfüllen: ein eigenes Raumfahrtunternehmen, das eines Tages Menschen zum Mars fliegen würde.

In wenigen Jahren entwickelte seine Firma Space Exploration Technologies Corp., kurz SpaceX, hocheffiziente Transportraketen. Billiger und verlässlicher als die Konkurrenz wollte er fliegen. Bis Februar 2006 hatte er bereits 100 Millionen Dollar in die selbst entwickelte Flüssigtreibstoffrakete Falcon 1 gesteckt. Die 21 Meter große Rakete hatte er nach dem Star Wars-Raumschiff Millenium Falcon benannt. Nach mehreren Fehlstarts stand SpaceX vor dem Bankrott. Aber 2008 gelang endlich der Durchbruch. Mit der Falcon 1 erreichte Musk als erstes vollständig privat finanziertes Raumfahrtunternehmen den Orbit – mit einem Drittel der Kosten herkömmlicher Raketenstarts.

 

Drei Monate später unterschrieb Musk einen Vertrag über 1,6 Milliarden Dollar mit der NASA für zwölf Versorgungstransporte zur Internationalen Raumstation. 2012 dockte SpaceX erstmals an die ISS an. Bald will Musk reichen Privatpersonen Flüge ins All anbieten. Aber sein eigentliches Ziel ist es, erschwingliche Marsflüge für jedermann durchzuführen. Er hat alles über den Mars gelesen, was er auftreiben konnte. Aber Musk ist kein Träumer. Er ist Unternehmer, und seine Marsmission geht er pragmatisch an. Wenn die Menschheit überleben wolle, so Musk, könne sie sich nicht auf einen einzigen Planeten beschränken, denn die Grenzen der irdischen Kapazitäten seien bald erreicht. »Irgendwann wird die Erde ohnehin zu übervölkert und verschmutzt sein, als dass wir hier noch leben können«. Da biete sich die Besiedlung des Mars an, der von seiner Beschaffenheit der Erde am ähnlichsten sei. 230 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist der Rote Planet, die Temperatur schwankt zwischen minus 133 Grad und plus 27 Grad. Noch fehlt Musk die Rakete für diese interplanetare Mission. Aber er arbeitet schon an der Entwicklung der viel stärkeren »Falcon Heavy«. Sie wird rund 35 Millionen Dollar kosten. Und sie wäre die richtige Rakete für den Mars. Sie wird von insgesamt 27 Raketenmotoren angetrieben und soll beim Start einen Schub entwickeln, der ungefähr dem von 18 Boeing 747 Jumbo-Jets mit voller Kraft entspricht. Elon Musk will schon 2018 eine tonnenschwere Kapsel auf dem Mars absetzen. Der unbemannten Landung sollen später auch Missionen mit Raumfahrern folgen. Was sich wie ein Traum anhört, ist für Musk längst ein Businessplan.

Musk ist überzeugt, dass alle Transportmittel künftig elektrisch betrieben werden – mit Ausnahme der Raketen. Konsequenterweise entwickelte der Visionär 2008 das Elektroauto Tesla (benannt nach dem serbischen Physiker und Erfinder Nikola Tesla). »Benzinmotoren sind absolut lächerlich. Manchmal fallen sie aus. Wenn nicht, dann pusten sie übles Zeug in die Luft und sind laut. Dabei verschwenden sie enorm viel Energie. Und warum das alles? Nur wegen der größeren Reichweite. Das Problem mussten wir lösen«. Sein Ziel war es, die stärkste Batterie mit dem geringsten Gewicht zu kombinieren. Er setzte auf Karbon als Werkstoff und auf eine Batterie, die aus 7 000 kleinen Akkus bestand. 2008 produzierte der Porsche-Fahrer Musk mit dem Tesla Roadster eine erste Serie für wohlhabende Kunden, seit 2012 wird das Model S produziert, eine Limousine mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Und 2016 stellte er das Mittelklasse-Model 3 vor. Wer glaubt, dass jetzt Schluss mit günstigen Elektroautos ist, irrt. Elon Musk will ein E-Auto bauen, das für nahezu jeden erschwinglich sein wird. In Kalifornien stehen bereits die ersten Tankstellen, an denen Teslas in 30 Minuten nachtanken können. Gebaut werden sie von Musks Energieversorger SolarCity, der von seinem Cousin geleitet wird.

Mehrfach stand Tesla – genau wie SpaceX – vor der Pleite. Das Unternehmen überlebte schließlich nicht zuletzt deshalb, weil Daimler sich 2009 mit 10 Prozent beteiligte. Später stieg auch Toyota ein. Heute sind die Anleger von Tesla begeistert, der Kurs der Aktie hat sich innerhalb eines Jahres versechsfacht. Was kommt als nächstes? Musk arbeitet bereits an dem Verkehrsmittel Hyperloop, das Flugzeuge und Schnellzüge ersetzen und Menschen in Kapseln mit mehr als 1 200 Stundenkilometern durch Röhren befördern soll. An der Wand seines Büros hängt ein Poster, das viel über Elon Musk aussagt. Es ist ein Foto vom legendären Boxkampf zwischen Muhammad Ali, der damals noch Cassius Clay hieß, und dem Weltmeister Sonny Liston. Der Fight, 1964 in Miami Beach ausgetragen, endete mit einem K.o.- Sieg von Clay, einem 22-jährigen Großmaul, dem niemand eine Chance gegen den Champion gab. Das Foto zeigt Cassius Clay, wie er triumphierend auf den am Boden liegenden Sonny Liston hinunterblickt. Es ist eines der berühmtesten Fotos der Sportgeschichte. Es symbolisiert den Sieg des Außenseiters gegen übermächtig scheinende Gegner. Eine Rolle, mit der sich Elon Musk stets identifiziert hat.

Bildquelle: depositphotos.com/erchug, depositphotos.com/ChinaImages, imago images / James Duncan Davidson

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