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Veränderung

Einstellung

Veränderung: Wenn das »Warum« zum Gamechanger wird

Veränderungen können starke Emotionen wie Angst auslösen oder auch zu einer Aufbruchsstimmung führen. Doch welche Faktoren und Fähigkeiten entscheiden darüber, ob wir Neuem eine Chance geben? Das haben wir mit dem Keynote-Speaker, Coach und Veränderungsexperten Lars Krüger besprochen. Welche persönliche Motivation ihn antreibt, sich diesem Thema zu widmen und warum es sich für Unternehmer lohnen kann, bevorstehende Änderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, erzählt er in unserem Interview. 

Herr Krüger, wann waren Sie zuletzt mit einer Veränderung in Ihrem Leben konfrontiert und wie haben Sie hierauf reagiert?

Naja, Leben ist Veränderung. Das heißt, Veränderung geschieht dauernd und fortlaufend, somit bin ich immer damit konfrontiert und in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess.

Zum Beispiel habe ich zuletzt mein Businessangebot neu ausgerichtet. Ich habe mich entschieden keine 1:1-Coachings mehr anzubieten. Meine Konzentration und mein Fokus liegen jetzt auf meiner Rednertätigkeit und den Workshops für Unternehmen. War das eine einfache Entscheidung? Nein. Aber ein notweniger Schritt, wenn ich noch mehr Menschen erreichen und motivieren möchte, in die Veränderung zu gehen. Kennen Sie also Ihr »Warum«!

Natürlich war dies meine Entscheidung und die Veränderung wurde von mir eingeleitet. Doch was ist, wenn sich die Situation im Außen verändert? Dann kommt es auf Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Chancenintelligenz an. Checken Sie also Ihre Grundwerte! Ein übergeordneter Grundwert meinerseits ist »Konstantes Lernen und Wachsen«, wodurch Veränderung und Weiterentwicklung immer eine Option für mich ist. Seien Sie offen und bereit dafür!

Als Keynote Speaker und Gastredner liegt Ihr Fokus auf dem Thema »Veränderungen«. Warum haben Sie sich ausgerechnet für diesen Bereich entschieden – was reizt Sie daran?

Wissen Sie, so eine Expertise sucht man sich nicht einfach aus. Sie entwickelt sich, meist durch eine lange und schwere Reise meine begann, als ich neun Jahre alt war.

Mein Vater und ich gingen zu unserem Lieblingsfriseur. Das war für mich immer besonders cool. Ich durfte da Fanta trinken und konnte mir die Haare immer so hochgelen, zu so einer Igelfrisur fand ich immer todschick. Meiner Mutter war das ziemlich egal, Hauptsache Ohren frei und in-sich-kürzer… bis heute weiß keiner, was in-sich-kürzer heißt, aber okay.

Plötzlich stellte die Friseurin am Hinterkopf so eine kleine, kahle, runde Stelle fest. Schnell war klar: ich habe kreisrunden Haarausfall. Super, du bist neun Jahre alt und dir fallen die Haare aus – spitze! Sie können sich vorstellen, dass die Kindheit und Jugend nicht so spaßig war – Mädels kennenlernen, etc.

Kinder können so gemein sein. Heutzutage würde man sagen: »Mobbing!« – aber damals gab es sowas noch nicht.

Ich bin inzwischen zwölf Jahre alt und gehe zum Gymnasium. Man könnte denken, da wäre es besser. Aber im Gegenteil, da ging es erst richtig los! Es gab eine kleine Gruppe mit einem Redensführer, die jeden Tag es drauf anlegten. Dieser Anführer wurde nie müde mich daran zu erinnern und er rief schon von weitem: Glatzkopf! Kodjack! Du hast deine Haare vergessen! – Heute würde ich sagen: »Und du dein Gehirn…«, aber soweit war ich damals nicht. Es war richtig schlimm.

Ich weiß nicht, wie, aber irgendwie habe ich die Schulzeit überstanden… auch wenn du der einzige auf dem Gruppenfotos bist, der eine Cappy trägt.

Machen wir einen Sprung 20 Jahre später: Es ist Freitagabend und ich ziehe mit meiner Clique um die Häuser wie man das halt so gemacht hat. Schon ordentlich was getrunken, entscheiden wir uns ins Irish Pub zu gehen. Schlechte Idee – Freitagabend ist da immer Karaoke-Abend. Der Laden daher immer brechendvoll. Egal, wir gehen rein. Naja, wir öffnen die Tür und komplett voll der Laden.

Mitten unter diesen Menschen steht so ein Typ … Sie wissen sicher, wen ich meine: Genau, der Redensführer von damals! Er guckt mich an, ich guck ihn an ich schon was getrunken und denke, den hauste um. Und was macht die Sau? Stellt sein Bier ab und kommt auf mich zu. Ich denk, jetzt schmierst du den um, den klatschst du weg, der kriegt alles zurück, den machst du fertig!

Doch plötzlich… streckt er mir die Hand entgegen und sagt: »Entschuldigung. Es tut mir leid. Wir waren wirklich scheiße als Kind zu dir. Ich wünschte ich könnte das Rückgängig machen.« Wow, damit habe ich nicht gerechnet… !

Ich weiß nicht mehr wie der Abend weiterging, aber im Nachhinein bin ich diesem Jungen für zwei Dinge dankbar, denn ich habe gelernt: Erstens, jeder Mensch kann sich und sein Leben reflektieren und zweitens, jeder Mensch kann sich ändern und das jederzeit! Das war für mich der Startschuss mit Coaching und Supervision zu beginnen.

So begann sich meine Expertise im Bereich Veränderung und Veränderungsprozesse schon früh zu entwickeln.

Die Ereignisse der letzten Jahre, etwa die Errungenschaften im Bereich Künstlicher Intelligenz oder die pandemiebedingten Maßnahmen, haben zu Veränderungen in der Arbeitswelt geführt. Welche Gefühle und Handlungen können geplante oder bereits erfolgte Neuerungen im Unternehmen auslösen?

Angst ist immer eine treibende Kraft. Die Frage ist nur in welche Richtung, also hinzu oder weg von? Doch Achtung! Hier gilt es, rechtzeitig zu handeln, denn wenn die Angst zu groß wird, dann führt sie zum Stillstand. Die Menschen sind handlungsunfähig, wenn sie keine Lösungsvorschläge mehr haben.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist Unsicherheit: Menschen, die unsicher und orientierungslos sind, treffen schlechte Entscheidungen. Für Unternehmer ist dies der klare Appell, durch Struktur und strategische Unternehmenskommunikation ihren Mitarbeitern die nötige Stabilität zu bieten.

Erfolgreiche Unternehmen – das hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt – sind diejenigen, die in der Lage sind, flexibel zu reagieren und Veränderungen nicht nur zu begrüßen, sondern sogar als Chance wahrzunehmen.

Weiterhin gilt in der heutigen Zeit der Leitsatz »Wer ein »Warum« hat, erträgt jedes Wie«. Visionen führen zu Aktionen. Je klarer der Wunsch, etwas Großartiges für andere Menschen zu erschaffen, ist, umso leichter fällt es uns, in die Umsetzung zukommen.

Hinsichtlich der Frage, wie wir mit Veränderungen umgehen können, plädieren Sie in Ihrem Podcast für einen systemischen Ansatz. Was beinhaltet dieser genau?

Der systemische Ansatz ist ein ganzheitlicher Ansatz. Es wird nicht nur das Problem oder, wie ich immer gerne sage: die Herausforderung – alleine betrachtet, sondern der Blickwinkel wird erweitert und gibt so ein vollumfängliches Bild wieder. Es ist so, als würden wir ein 3D-Modell erstellen, dass wir dann gemeinsam aus allen möglichen Blickwinkeln betrachten und auch verändern können.

Durch die systemische Grundhaltung ermitteln wir die Bedürfnisse, Wünsche und Ziele, sowie die Chancen und Risiken für jeden Beteiligten. Ja, richtig gehört: für jeden Beteiligten; von der Reinigungskraft bis zum CEO! Denn ein System ist viel mehr als nur die Summe seiner Teile. Wir arbeiten zudem mit dem Mobile-Effekt: Wenn wir nur ein Teil im System verändern, dann verändern wir alles!

Wie kann ein solcher Ansatz Unternehmern weiterhelfen, Veränderungen im Arbeitskontext anzugehen und erfolgreich umzusetzen?

Wie schon gesagt, wir bekommen ein vollständiges Bild von der Situation, die es zu verändern gilt. Dies spart natürlich Ressourcen wie Zeit, Geld und Arbeitskraft.

Auch wenn wir im Bereich der KI sehr weit fortschreiten, arbeiten wir immer noch und werden es auch immer tun, mit Menschen. Die besonderen systemischen Techniken gehen ganzheitlich auf die Mitarbeiten ein und erfassen deren (versteckte) Fähigkeiten und Talente. Es ist eine tiefgreifende Arbeit, in der wir den Mitarbeiter im Mittelpunkt lassen und so das Maximale an Einsatzbereitschaft herausholen. Es ist eine echte Win-Win-Situation. Der Arbeitgeber erhält eine höhere Performance der Mitarbeiter; dabei werden diese nicht ausgebeutet, sondern mit größtmöglichem Respekt und Wertschätzung belohnt.

Ich könnte jetzt hier noch sehr weit in die Tiefe gehen, doch lassen Sie mich das kurz halten: Dieser Ansatz bringt einen echten Mehrwert für das Unternehmen, für Ihre Kunden und für Ihre Mitarbeiter. Dadurch, dass eine vollständige Betrachtungsweise zugrunde liegt, sind die Ergebnisse auch nachhaltig. Es wird zudem lösungsorientiert gearbeitet. Fehlerquellen werden minimiert und der Output maximiert.

Ich arbeite seit über einem Jahrzehnt mit diesem Ansatz und habe ihn durch Erfahrungen aus der Praxis immer weiterentwickelt und verbessert. Mittlerweile biete ich dazu Keynotes, Impulsvorträge und Workshops an. Eine Steigerung der Mitarbeiterperformance in acht Stunden ist möglich.

Gibt es Ihrer Einschätzung nach Fragestellungen, die in Zukunft noch an Relevanz gewinnen werden? Inwiefern können sich Unternehmer schon heute auf zukünftige Veränderungen einstellen?

Lernen Sie die Spielregeln der Veränderung und Sie brauchen sich keine Sorgen um die Zukunft zu machen!

Aber davon abgesehen: Ja, es wird neue Fragestellungen geben, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen dürfen. Den Mitarbeitern wird es nicht mehr nur ums Geld gehen. Auch werden Sie Angst haben, ihren Job an eine KI zu verlieren. Zeigen Sie ihnen, dass sie als Mensch gebraucht werden und erklären Sie ihnen das »Warum«. Geld verdienen können sie überall, doch wie schaffe ich es, aus meinen Mitarbeitern ein Team zu formen, dass sich als Community meines Unternehmens versteht? Das werden die Fragen der Zukunft sein.

Ein großer Gamechanger in diesem Zusammenhang werden die Leitsätze des Unternehmens sein. Aus einer aktuellen Umfrage unter leitenden Führungskräften der deutschen Wirtschaft geht hervor, dass 85 Prozent der Firmenleitsätze veraltet sind. Beschäftigen Sie sich damit!

Unser Gesprächspartner:

Lars Krüger ist Keynote-Speaker, Supervisor und Dozent. In seinen Workshops und Seminaren legt er den Fokus auf seine Expertise – der Veränderung.

Beitragsbilder: Justin Bockey, Christina Pörsch

AS (L) 

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