»Technologie ist kein Selbstzweck. Sie muss reale Probleme lösen – sonst bleibt sie irrelevant«, sagte YouTube-Mitgründer Jawed Karim in einem Interview in der »Technology Review« im Jahr 2016. Diese Gedanken hatte er vermutlich auch, als er vor 20 Jahren gemeinsam mit Chad Hurley und Steve Chen den Videokanal gründete, der weltweiten Einfluss auf das Nutzerverhalten im Netz bekommen sollte – und vielen Menschen zu Karrieren.
Jawed Karim, geboren im ostdeutschen Merseburg, nimmt als Informatiker, Unternehmer und Investor eine Schlüsselrolle der Tech-Industrie. Seine Eltern, beide aus Bangladesch stammend, emigrierten nach Deutschland, wo er seine Kindheit verbrachte. Im Jahr 1992 zog die Familie in die USA, wo Karim seine akademische Laufbahn begann. Er studierte Informatik an der University of Illinois at Urbana-Champaign und wechselte später an die Stanford University. Dort knüpfte er Kontakte zu seinen Mitstreitern Chad Hurley und Steve Chen.
Jawed Karim löste sein Problem
Noch vor YouTube war Karim bereits Teil der frühen Tech-Elite. Als einer der ersten Ingenieure bei PayPal entwickelte er Anti-Betrugs-Algorithmen. Nach der Übernahme durch eBay im Jahr 2002 verließ er PayPal, blieb jedoch eng mit dem Silicon Valley verbunden. Die Idee zu YouTube entstand schließlich aus einer persönlichen Frustration: Karim suchte vergeblich nach einem Video des »Super Bowl XXXVIII«-Halbzeitauftritts von Janet Jackson. Gemeinsam mit Hurley und Chen gründete er im Februar 2005 eine Plattform, die das Teilen von Videos grundlegend verändern sollte. Bereits am 23. April desselben Jahres lud Karim das erste Video der Plattform hoch – ein 19 Sekunden langer Clip mit dem Titel »Me at the zoo«, in dem er vor dem Elefantengehege des San Diego Zoo steht. Und er hauchte damit seinem Credo, Technologie müsse reale Probleme lösen, Leben ein.
Geburt eines Weltunternehmens
Karim spielte eine entscheidende Rolle bei der technischen Umsetzung der Plattform: Er entwickelte das Videostreaming-System sowie Bewertungsalgorithmen und legte damit wichtige Grundlagen für den späteren Erfolg von YouTube. Auch wenn er nach der Gründung nur noch als Berater fungierte, war sein technisches Know-how von zentraler Bedeutung. Nach dem Verkauf von YouTube an Google im November 2006 wandte sich Karim wieder der Wissenschaft zu. An der Stanford University promovierte er 2008 in Informatik. Parallel gründete er den Venture-Capital-Fonds Y Ventures, über den er in aufstrebende Unternehmen wie Airbnb, Shopify und Reddit investierte.
Ein Jungunternehmer reift
Für seine Arbeit erhielt er große Anerkennung: 2013 wurde er von Forbes in die Midas List der einflussreichsten Tech-Investoren aufgenommen. Sein Vermögen wird auf über 200 Millionen US-Dollar geschätzt, das vor allem aus dem Verkauf von YouTube resultiert. Auch abseits des Rampenlichts zeigt Karim Engagement – insbesondere im Bildungsbereich. So spendete er 2018 eine Million US-Dollar an die University of Illinois zur Förderung von Informatikstipendien. Sein Engagement zielt darauf ab, eine Brücke zwischen technologischer Entwicklung und gesellschaftlicher Verantwortung zu schlagen.
MK
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