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Richard Mille: Ein klarer Fall von Positionierung

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Richard Mille: Ein klarer Fall von Positionierung

Was passiert, wenn ein Visionär auf einen Macher trifft, eine kompromisslose Umsetzungsethik und High-Tech auf ultimativen Luxus trifft? Die Antwort findet sich in Les Breuleux, einem 1.600-Einwohner-Dorf im Schweizer Jura. Richard Mille, Marketingstratege, und Dominique Guenat, Uhrmacher und Inhaber von Montres Valgine, schufen nicht bloß eine Uhrenmarke – sie revolutionierten die Luxusbranche und lieferten eine strategische Blaupause.

Die Partnerschaft war von Anfang an symbiotisch: Mille erkannte die Lücke für eine ultra-luxuriöse, radikal moderne Uhr und übernahm das Marketing-Gewand; Guenat sorgte für das operative Rückgrat – Handwerk, Produktion und ein starkes Netzwerk in der Schweizer Uhrenindustrie. 1999 gründeten sie Horométrie SA und brachten 2001 die RM 001 Tourbillon heraus.

Die erste Uhr war ein mutiger Move, sie kostete 135.000 US-Dollar, hatte skelettiertes Werk in einer Tonneau-Form. Die Botschaft: Dies ist keine Dekoration, sondern eine »Rennmaschine am Handgelenk«. Eine geniale PR-Aktion, die Aufmerksamkeit schuf: Mille warf den Prototypen angeblich auf den Bodengrund einer Messehalle, um dessen Schockresistenz zu demonstrieren.

Anstatt alles selbst zu fertigen, setzte man auf ein Netzwerk spezialisierter Partner. Audemars Piguet Renaud & Papi fertigte komplexe Werke; ProArt SA kümmert sich um Gehäuse. Das ermöglichte Agilität und Spitzentechnologie ohne die Last einer gigantischen eigenen Fertigungstiefe.

Das Unternehmen nutzte Storytelling durch extreme Partnerschaften: Nicht klassische Werbeträger, sondern Testimonials, die Extreme verkörpern. Rafael Nadal trug eine RM 027 in einer Tourbillon-Uhr; Felipe Massa überstand einen Formel-1-Crash mit der RM 006. Diese Partnerschaften waren keine reinen Sponsoring-Deals, und schufen deshalb glaubwürdigen Content.

Der Erfolg resultiert aus einer radikalen Positionierung, die drei Zielgruppen anspricht: Puristische Technikliebhaber, die globale Jet-Set-Elite sowie Investoren und Sammler. Und der Gründer wacht über alles: Richard Mille kontrolliert Vertrieb über eigene Boutiquen und ausgesuchte Partner, damit Markenauftritt und Margen in der eigenen Hand bleiben.

Was als Wagnis begann, ist heute ein globales Phänomen. Im Jahr 2023 produziert die Richard Mille Group rund 5.000 Uhren pro Jahr und erzielte schätzungsweise 1,54 Milliarden Schweizer Franken Umsatz. Die Marke gehört zu den umsatzstärksten der Welt im Luxusuhrensegment. Der Durchschnittspreis liegt bei über 200.000 US-Dollar; Spitzenmodelle kosten Millionen. Aber auch Richard Mille stand mal am Anfang seiner Vision: »Lange Zeit wünschte ich mir, meine eigene Marke zu gründen. Ich wollte ein neues Geschäftsmodell entwickeln, das weit entfernt von traditionellen Marketingstrategien liegt, etwas völlig Originelles. Mein Ziel war es, ein neues, ultra-high-end Luxussegment im High-End-Uhrengeschäft zu schaffen, und ich war sehr gespannt darauf, was daraus werden könnte«, wird er auf seiner Homepage zitiert.

MK

Bild: IMAGO / Panoramic by PsnewZ

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