Story
Unternehmerische Vielfalt: Wie Cüneyt Cü mit Innovation und Mut Marken erschafft
Zwischen Tattoo-Studio, Candy-Store und Markenaufbau – der Weg von Cüneyt Cü (@free.cue) ist alles andere als klassisch. Ohne selbst je eine Nadel in der Hand gehabt zu haben, hat er mit »Blood In Blood Out« eine bekannte Marke aufgebaut. Unternehmerisch denkt er quer, direkt und vor allem unabhängig – ob im Tattoo-Business oder mit dem Popkultur-Laden »Kiez Crush« auf St. Pauli. Im Interview spricht er über echte Führungsqualitäten, zufällige Chancen, die Kraft von Instagram und warum für ihn Risiko weniger mit Angst, sondern mehr mit Überzeugung zu tun hat.
Cüneyt, mit »Blood In Blood Out« bist du vom Tattoo-Artist zum Markeninhaber geworden. Was waren die wichtigsten Schritte, um aus einem Studio eine echte Marke zu machen?
Ich selbst war nie Tattoo-Artist, mein Vater war es. Dadurch habe ich früh verstanden, wie das Geschäft funktioniert. Ich bin direkt als Inhaber gestartet. Ein Freund von mir war Tätowierer, und ich sagte zu ihm: »Du kannst tätowieren, ich kann Geschäfte machen.« So haben wir uns perfekt ergänzt.
Ich habe den kompletten Management-Teil übernommen – Marketing, Branding, Studioführung. Tätowieren kann ich nicht, aber ich weiß theoretisch, wie alles läuft. Mein Talent liegt woanders: im Verkaufen, im Aufbau einer Marke.
Instagram war dabei der Gamechanger. Anfangs wollte ich, dass andere es übernehmen, aber als es niemand konsequent machte, habe ich es selbst in die Hand genommen. Das war der Moment, in dem nicht nur das Studio, sondern »Blood In Blood Out« als Marke entstanden ist. Der Schlüssel war Konstanz – Marketing funktioniert nur, wenn man dauerhaft sichtbar bleibt.
Dein Candy-Store »Kiez Crush« ist ein völlig anderes Geschäftsmodell als Tattoos. Warum war es dir wichtig, dein Unternehmertum zu diversifizieren?
»Kiez Crush« ist mehr oder weniger durch Zufall entstanden. Ein Freund wollte seinen Laden abgeben und wusste, dass ich auf St. Pauli aktiv war – mit mehreren eigenen Unternehmen. Er fragte, ob ich übernehmen will. Eigentlich hatte ich keine Lust, aber mein Bruder hatte gerade seine Ausbildung beendet und suchte eine neue Perspektive.
Ich schlug ihm vor, gemeinsam etwas Eigenes zu machen. Daraus entstand »Kiez Crush«, ursprünglich als sein Projekt gedacht. Doch währenddessen hat er sich immer mehr fürs Tätowieren begeistert und ist heute einer meiner besten Artists – und ich habe den Candy Store behalten.
Heute ist »Kiez Crush« mehr als ein Laden. Es ist ein sozialer Treffpunkt auf St. Pauli, ein Ort mit Charakter und Energie – genau das, was den Kiez ausmacht.
Welche Prinzipien verfolgst du in der Führung deiner Teams – und was unterscheidet deinen Führungsstil von klassischen Unternehmern?
Ich mache in der Führung nichts nach Lehrbuch. Ich bin einfach ich – ehrlich, direkt, mit klarer Richtung. Meine Leute spüren das. Ich gebe keine strengen Anweisungen, sondern arbeite mit meinem Team auf Augenhöhe. Wir haben alle dasselbe Ziel, und jeder weiß, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sind.
Bei uns gibt es keinen Chef, der oben steht und Ansagen macht. Wenn ich profitiere, profitieren auch die anderen – und umgekehrt. Dieses gegenseitige Verständnis sorgt für Vertrauen und Motivation. Wir haben eine starke Energie im Team, und genau das macht uns aus.
Unternehmertum heißt Risiko: Welche Entscheidung hat dich am meisten Mut gekostet – und wie bist du dabei vorgegangen?
Natürlich gibt es Risiken, wenn man neue Projekte startet. Aber ich sehe das nicht als Risiko, wenn man aus Überzeugung handelt. Wenn du an etwas glaubst und es mit Leidenschaft machst, dann verspürst du keine Angst.
Ich stecke mein Herz in alles, was ich tue. Es geht mir nicht nur ums Geld, sondern um das Gefühl, etwas Eigenes zum Laufen zu bringen. Wenn du wirklich brennst für das, was du machst, dann denkst du nicht über Konsequenzen nach – du gehst einfach nach vorne.
Wenn du nach vorne schaust: Was ist deine langfristige Vision als Unternehmer, und welche Spur willst du mit deinen Marken hinterlassen?
Mein Ziel ist es, die mediale Seite meiner Arbeit auszubauen. Ich habe gemerkt, dass die Menschen sich nicht nur für die Produkte interessieren, sondern für die ganze Geschichte dahinter – wie beispielsweise »Blood In Blood Out« oder »Kiez Crush« entstanden sind.
Ich möchte meine Marken digital stärker positionieren und online eine größere Reichweite aufbauen. Die Läden bleiben bestehen, aber mein Fokus liegt darauf, mich selbst und meine Projekte im Internet sichtbarer zu machen – authentisch, kreativ und auf meine Art.
Bild: Kyrillos Mikhail




