Erfolg
Prof. Dr. Lothar Seiwert: Klare Ziele statt vage Vorsätze
Ziel- und Zeitmanagement
Fast jeder fasst für das neue Jahr gute Vorsätze, die das Leben verbessern, verschönern oder gesünder machen sollen. Mehr Zeit mit der Familie verbringen, endlich Sport treiben, sich mehr Zeit für sich selbst nehmen und einen lang gehegten Traum verwirklichen sind nur einige von vielen Gedanken, die uns in der Zeit am Jahresende umtreiben. Doch nach einigen Wochen oder sogar Tagen sind diese Vorsätze längst vergessen, der Alltag kehrt wieder ein und wir tun uns schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden, besonders im Fitness-Studio.
Gute Vorsätze für das neue Jahr sind eigentlich nichts anderes als ein Alibi. Wir beruhigen unser Gewissen und sagen uns selbst, dass im nächsten Jahr alles besser werden wird – aber wir glauben nicht wirklich an die Umsetzung. Würden wir das tun, wären diese Vorsätze uns so wichtig, dass wir daraus handfeste Ziele formulieren. Die Vorsätze, die am Jahresende verkündet werden, sind oft zu schwammig, um sie wirklich zu erreichen.
Ein Beispiel für ein handfestes Ziel müsste lauten: „Ich werde bis zum 30. April 2020 mindestens fünf Kilo abnehmen“, oder „Ich werde mindestens dreimal in der Woche abends eine Stunde lang mit meinen Kindern spielen“. Wenn wir unsere Ziele genau definieren und vor allem terminieren, fällt es uns leichter, uns selbst bei der Erreichung zu überprüfen. Außerdem kann man das neue Jahr unter ein besonderes Motto stellen, beispielsweise das „Jahr der Gesundheit“, um seinen Zielen mehr Ausdruck zu verleihen.
Die alt bewährte Salami-Taktik
Erfolgreiche Menschen zerlegen große Ziele in kleine Zielchen. Das ist absolut nichts Neues, sondern schon lange bewährt. Der letzte große Universalwissenschaftler René Descartes entwickelte bereits 1637 ein Konzept für erfolgreiches Planen, das später als Salamitaktik bekannt wurde: Alles, was du dir vornimmst, gliederst du in mundgerechte Happen auf. Diese werden nach Bedeutung und Dringlichkeit sortiert und nacheinander abgearbeitet. Schließlich vergleichst du deine Zielvorgabe mit dem tatsächlich realisierten Ergebnis. Das funktioniert im Beruf ebenso wie im Privatleben. Eigentlich ganz einfach – oder? Belohne dich für große oder auch kleine Etappenziele. Das motiviert, bis zum Schluss dranzubleiben!
Die seefahrenden Völker wissen, was klare Ziele wert sind. „Weiß man nicht, welchen Hafen man anlaufen will, ist kein Wind günstig“, sagte der Römer Seneca. Vielleicht haben sie eine Vision oder das Wollen und Erreichen in den Genen. Aber egal wie, die meisten haben klein angefangen. Mit Zielchen. Wer merkt, dass er sich in kleinen Dingen auf sich selbst verlassen kann, wird auch größere Sachen in Angriff nehmen.
Welche Projekte haben dich in deinem Leben zum Erfolg gebracht? Diplomarbeit geschrieben, Kind erzogen, einen Marathon gelaufen? Im Verein eine Jugendmannschaft aufgebaut? Eine Familie versorgt? Wir vergessen so leicht, was wir erreicht haben, wenn uns genügend Zeit gelassen wurde. Gut, wenn du dir das hin und wieder einmal in Erinnerung rufst.
SMART ans Ziel
Für eine klare Zieldefinition ist die bekannte SMART-Formel eine gute Hilfe: Ein Ziel muss „Spezifisch“, „Messbar“, „Aktionsorientiert“, „Realistisch“ und „Terminierbar“ sein. Mit dieser Eselsbrücke kannt du die eigenen Vorsätze auf Umsetzbarkeit überprüfen und dir nur das vornehmen, was auch wirklich erreichbar ist. Denn nur mit klaren statt vagen Zielen kann das neue Jahr wirklich besser, schöner und gesünder werden.
Der erste Schritt zählt
»Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt«, sagen die Chinesen. Wenn dir etwas zu groß erscheint, lasse dich nicht einschüchtern. Schau’ dir an, wie du das Problem in kleine Teilaufgaben zerbröseln kannst. Immer einen Schritt nach dem anderen. Das Ziel bleibt im Blick, damit du dich nicht verläufst. Aber entscheidend ist immer der nächste Schritt. Und dabei greifen immer mehr Menschen zum „Bullet Journal“.
Bullet Journal – Der Mega-Trend aus den USA jetzt auch in Deutschland
2013 rief Ryder Carroll eine Website ins Leben, wo er eine einfache Organisationsmethode vorstellte – das „Bullet Journaling“. Es sollte eine neue Art von Lebensplaner sein, die dabei hilft, auf spielerische Weise die täglichen Aufgaben, Zeitplanung und Deadlines zu bewerkstelligen. Und das fand Anklang. Bullet Journal wird zum globalen Phänomen. Millionen von Menschen verlieben sich auf Anhieb in das Bullet Journal. Nicht nur, dass sie mit Hilfe von Bullets (Organisationspunkten) den geschäftigen Alltag bewältigen, sondern auch und gerade weil sie dem stressigen Hamsterrad von Aufgaben entfliehen – und wieder Kontrolle über ihre Zeit gewinnen.
Das Geheimnis liegt darin, dass man mit dem Bullet Journal lernt, bewusste Entscheidungen über das eigene Leben zu treffen. Man sortiert seine Aufgaben und seine Gedanken. Und zwar nicht auf dem Tablet oder in einer App, sondern mit einem Stift in der Hand auf einem Blatt Papier oder schönen Arbeitsbuch. Das bewusste Offline-Gehen ist der Schlüssel zu sich selbst. Indem wir Dinge zu Papier bringen, reflektieren wir über den Sinn der Sache. Und darum geht es.
Schon fünf Minuten morgens und fünf Minuten abends reichen aus, um sich einen Plan zu machen.
Wichtig dabei ist, zu unterscheiden:
1. Was muss ich tun?
2. Was sollte ich tun?
3. Was möchte ich tun?
Das Ziel von Bullet Journaling ist es, die richtige Balance zwischen Dingen zu finden, die man für die anderen und die man für sich selbst macht. Und die wohl beste Regel: täglich füllen, klare Ziele setzen, ehrliche Wünsche formulieren und sich dabei Stück für Stück selbst kennenlernen.
Natürlich soll man nach großen Zielen streben – aber in kleinen Schritten. Nimm dir also am Anfang lieber ein bisschen weniger vor. So hast du eine reelle Chance, deine Vorsätze – besser Ziele – auch in die Tat umzusetzen.
Suche dir Verbündete, zum Beispiel bei deinen sportlichen Zielen: Denn gemeinsam erreicht man Ziele leichter – ob beruflich oder privat. Und es macht auch mehr Spaß, sich für etwas zu engagieren, wenn Freunde oder die Familie mitziehen. Ich wünsche dir ein in jeder Hinsicht erfolgreiches Jahr!
Die SMART-Formel für Zielsetzung
S = Spezifisch
Formulieren Sie jedes Ihrer Ziele möglichst konkret, ansonsten bleibt es nichts als ein vager Wunsch. Statt sich vorzunehmen, Karriere zu machen, sollten Sie genau aufschreiben, welche Anstrengungen und Mühen Sie dafür auf sich nehmen werden. Dadurch sind Sie von vornherein gezwungen, sich alle notwendigen Informationen zu verschaffen, die für Ihren Karrieresprung wichtig sind.
M = Messbar
Achten Sie darauf, dass Ihre Ziele messbar sind. Nehmen Sie sich nicht vor, irgendetwas, irgendwann und irgendwie zu tun. Sagen Sie nicht, dass Sie mehr Zeit mit Ihrer Familie verbringen wollen. Legen Sie genau fest, wie viel Zeit Sie Ihren Lieben widmen wollen. Nur so können Sie später auch feststellen, ob Sie Ihr Ziel erreicht haben oder ob und wo Sie noch nachbessern müssen.
A = Aktionsorientiert
Formulieren Sie Ihre Ziele so, dass sie Sie dazu motivieren, den wohl formulierten Worten auch Taten folgen zu lassen. Und konzentrieren Sie sich nicht auf das, was Sie nicht tun wollen. Achten Sie darauf, positive Formulierungen zu verwenden. Nehmen Sie sich nicht vor, weniger zu arbeiten. Nehmen Sie sich lieber vor, sich jeden Tag eine Stunde nur für sich zu gönnen.
R = Realistisch
Setzen Sie sich nur realistische Ziele. Ziele, die Sie auch tatsächlich verwirklichen können. Aber ein bisschen Ehrgeiz sollte schon sein. Sonst sind Ihre Ziele keine echte Herausforderung. Ziele sollten ehrgeizig, aber machbar sein. Zugegeben, ein schmaler Grat, der mit etwas Erfahrung aber durchaus begeh- bar ist. Übrigens: Unterforderung ist mindestens ebenso demotivierend wie Überforderung. Ihre Ziele müssen realistisch sein.
T = Terminiert
Schieben Sie Ihre Ziele nicht auf die lange Bank. Nehmen Sie sich nicht vor, irgendwann einmal drei Kilo abzunehmen. Setzen Sie sich einen festen Termin, bis wann Sie drei Kilo leichter sind. Geben Sie Ihren Zielen einen konkreten Termin. Legen Sie fest, bis wann Sie ein Etappenziel und schließlich das Gesamtziel erreicht haben wollen. Nur so können Sie prüfen, ob Sie auch wirklich Fortschritte machen. Nichts motiviert schließlich mehr als nachweisbare Erfolge.
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Bildquelle: depositphotos.com/raywoo, depositphotos.com/maxkabakov, www.lothar-seiwert.de