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Wie Sam Walton den größten Einzelhändler der Welt aufbaute

Samuel Walton hielt es nicht mit Protzen. Noch als Milliardär flog der Erfinder und Gründer von WalMart mit einer kleinen Cessna und fuhr privat einen uralten Pick-Up, ganz nach seinem Geschäftsmotto: „Sei sparsam und baue das gesamte Unternehmen auf Sparsamkeit auf“. Freundlich, gesellig und sehr bodenständig beschreiben ihn die, die Sam Walton privat kennenlernen durften. Geschäftlich war er stets Kundenorientiert, verfolgte hartnäckig seine Ziele „Think one Store at a time“, also in kleinen, gut kalkulierbaren Schritten. So eröffnete er 1962 den ersten WalMart in der Kleinstadt Rogers, Arkansas. „Halte dein Ohr am Boden“ ist sein Spruch, wenn es darum geht, Veränderungen bei der Konkurrenz oder im Kaufverhalten der Kunden niemals aus den Augen zu verlieren. Er sorgte dafür, dass die Verantwortung und Autorität in der Führungspyramide nach unten verlagert wurden und gleichzeitig, dass gute Ideen ihren Weg nach oben finden konnten. „Halte die Organisation schlank und bekämpfe Bürokratie“ gehörte dabei ebenso zu seinen Devisen wie „kommuniziere, kommuniziere, kommuniziere“.

Hier ein Auszug aus seiner mit Jon Huey verfassten Autobiographie „Sam Walton – meine Geschichte“:

Als wir den ersten Wal-Mart in Springdale eröffnet hatten, wusste ich bereits, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Ich hatte es im Gefühl, dass wir Erfolg haben würden. Trotzdem standen die meisten Leute zu dieser Zeit dem Konzept sehr skeptisch gegenüber – mein Bruder Bud eingeschlossen. Sie dachten, Wal-Mart wäre wieder mal eine von Sam Waltons verrückten Ideen. Es war einfach völliges Neuland damals; dabei unterschied es sich nicht von unserer früheren Geschäftseinstellung. Wir hatten einmal mehr ein Experiment erfolgreich abgeschlossen, hatten etwas Revolutionäres ausprobiert und uns selbst bewiesen, was in der Einzelhandelsindustrie alles möglich ist. Wir haben nur versucht, dem allgemeinen Trend um eine Nasenspitze voraus zu sein. Das ist der eigentliche Widerspruch in meinem Wesen, den ich bis heute nicht ganz verstehe. In meinem tiefsten Inneren – was Kirche, Familie, Sozialverhalten und sogar Politik angeht – bin ich ein konservativer Mensch. Aber als Geschäftsmann versuchte ich stets das System auf die Hörner zu nehmen, innovativ zu sein und die Dinge auf den Kopf zu stellen. Auf der einen, der bürgerlichen Seite war ich immer ein Mensch des Establishments; andererseits lebte ich als Geschäftsmann den Eigenbrötler voll aus, der an eingefahrenen Strukturen rüttelte und ein wenig anarchisch veranlagt war. Manchmal brachte mich das Establishment einfach zur Verzweiflung. Als Butler Brothers meine Discountidee einfach so von der Hand wies, war ich in Wahrheit schon ziemlich ärgerlich; aber vielleicht brachte mich auch gerade dieses Verhalten dazu, einfach gegen den Strom zu schwimmen. Ich glaube, jeder, der wusste, dass ich mit meiner Discountidee weitermachen würde, dachte, ich sei völlig verrückt geworden. Heute lache ich, wenn ich auf die Anfänge von Wal-Mart zurückblicke. 1962 stand die Discountindustrie noch in ihren Kinderschuhen und war getragen von über ihren Verhältnissen lebenden, in Cadillacs umherfahrenden Typen wie Herb Gibson, der momentan das Sagen hatte. Aber es gab wenige wirklich gute Unternehmer – bis zum Jahre 1962, als dem Discountgeschäft der große Durchbruch gelang. Soweit mir bekannt ist, begannen vier Unternehmen in diesem Jahr mit ihrem Discountgeschäft. S. S. Kresge, eine 800 Läden starke Gemischtwarenhandelskette, eröffnete in Garden City, Michigan einen Discountladen und nannte ihn Kmart. F. W. Woolworth, der Urvater, begann mit seiner Woolco-Kette. Dayton-Hudson aus Minneapolis kam mit seinem ersten Target-Geschäft auf den Markt und so ein Unabhängiger revolutionierte von Rogers, Arkansas aus mit seinem Wal-Mart den Discounthandel. Letzterer wurde zu dieser Zeit – und auch noch lange danach – von der Welt völlig ignoriert. Zum Teufel auch, nach fünf Jahren hatte Kmart 250 Filialen eröffnet mit einem Umsatz von mehr als 800 Millionen Dollar – im Vergleich zu unseren 19 Geschäften, die lediglich neun Millionen Dollar erzielten.

Was mich aber heute zum Lachen bringt, ist Folgendes: Damals wäre es völlig unmöglich gewesen, irgendjemanden davon zu überzeugen, dass in 30 Jahren fast alle von den ursprünglichen Discountketten verschwunden sein würden, dass drei von den vier neuen Ketten die größten und erfolgreichsten Unternehmen in der Geschäftswelt werden würden, dass ausgerechnet Woolco seine Fahne streichen würde und dass ausgerechnet die Kette aus Arkansas die größte und profitabelste werden würde. Manchmal kann ich es selbst nicht glauben. Das eine kann ich Ihnen aber sagen: Obwohl ich ein Leben lang gegen den Strom angeschwommen bin, bin ich davon überzeugt, dass das eigentliche Geheimnis des phänomenalen Erfolgs von Wal-Mart die vorgegebene Richtung war. Die besten Ideen wurden aus der Not heraus geboren. Das Lehrgeld, das wir zahlen mussten, weil wir mit geringen finanziellen Mitteln in diesen entfernten, kleinen Gemeinden unser Unternehmen gründen mussten, hat maßgeblich dazu beigetragen, wie wir uns als Unternehmen etabliert und entwickelt haben. Wären wir kapitalisiert worden oder ein Ableger eines großen Unternehmens gewesen – wie wir es eigentlich ursprünglich vorgehabt hatten –, dann hätten wir uns niemals in Harrison, Springdale, Rogers oder all den anderen kleinen Städten zu etablieren gewagt. Unsere wichtigste Lehre war, dass man die Geschäftsmöglichkeiten in den Kleinstädten niemals unterschätzen sollte. Dort erwartet einen mehr Geschäftsvolumen, als wir uns alle hätten träumen lassen.

Bildquelle: imago image/Zuma Press,Cover: Redline Verlag

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