Zypern ist seit 2004 EU-Mitglied und hat sich zu einem internationalen Geschäfts- und Finanzplatz entwickelt. Immer mehr deutsche Unternehmer schätzen das und entscheiden sich, ihren Firmensitz dorthin zu verlegen oder dort zu gründen. Neben 300 Sonnentagen im Jahr hat dies aber meist betriebswirtschaftliche Gründe, wie Steuerexperte Florian Wilk weiß. Er berät Deutsche, die sich für eine Verlegung des Firmensitzes interessieren. »Eine Firmengründung auf Zypern und das Auswandern nach Zypern ist vor allem steuerlich attraktiv. Der Unternehmenssteuersatz liegt bei nur 12,5 Prozent und Gewinnausschüttungen sind sogar 17 Jahre lang steuerfrei, wenn man seinen Wohnsitz auf Zypern hat«, sagt der Fachmann. Das sei im europäischen Vergleich konkurrenzlos.
Kleinere und mittlere Unternehmen wandern ab
»Bei den Unternehmern gibt es zwei Kategorien: Zum einen Unternehmer, die lediglich ihre Gesellschaft im Ausland gründen – hier spielt oft das niedrigere Lohnniveau, aber auch die geringere Steuerlast in anderen EU-Staaten eine Rolle. Und zum anderen gibt es Unternehmer, die selbst auswandern und Deutschland verlassen«, erklärt Wilk. In diesem Fall spiele natürlich auch der Lifestyle, das Klima und die Mentalität im Zielland eine wesentliche Rolle.
Es seien vor allem kleinere und mittlere Unternehmen aus den Bereichen IT und Software, Onlinehandel oder Dropshipping, aber auch Berater und Trader, die informiert werden wollen. Produktion, Handwerk und ähnliche Zweige hätten oftmals höhere Hürden um ihr Unternehmen zu verlagern und blieben häufig in Deutschland.
»Es ist aber nicht damit getan, nach Zypern zu ziehen und das Business von hier aus zu betreiben«, weiß Florian Wilk. Die Wegzugsbesteuerung sei zum Beispiel ein großes Thema für GmbH-Gesellschafter, für das Florian Wilk auf ein entsprechendes Partnernetzwerken aus Steuerberatern in Deutschland zurückgreife. Hier gelte es, sorgfältig zu agieren, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Jüngeren Gründern fehlen die Anreize
Ein weiterer Grund für die Abwanderung seien die fehlenden Anreize hierzulande, meint Florian Wilk. »Das gilt vor allem für junge Menschen, die sich unternehmerisch in Deutschland engagieren wollen, aber zu viele Hürden überwinden müssen.« Die Bürokratie sei hoch, das Steuerrecht sehr komplex. Viele Staaten dagegen böten kleinen Unternehmen Steuervergünstigungen.
Hätten Unternehmer erstmal den Weg nach Zypern gefunden, fänden sie eine sehr gute Infrastruktur vor: »Die Insel hat sich für geschäftliche Aktivitäten bestens entwickelt. Der Flughafen Larnaca bietet Direktflüge in europäische Metropolen, aber auch Dubai ist nicht weit.« Dass Zypern bloß als Steueroase betrachtet wird, sei ein veraltetes Denkmuster, findet Wilk. »Wir haben einen europäischen Binnenmarkt und das spürt man auch im Geschäftsalltag.« Zypern habe auch viel gegen Geldwäsche und illegale Praktiken getan, sodass sich der Ruf enorm verbessert habe.
MK
Bild: Mariia Matvieieva
