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Event-Veranstalter Frank O. Reiss über Risiken und Erfolge der Existenzgründung
Mit F.O.R. Success gibt der Event-Veranstalter Frank O. Reiss Beratern, Coaches und Trainern eine Bühne für die eigenen Geschäftsideen. Bevor er sein eigenes Unternehmen gründete, hat auch er viele Erfahrungen in unterschiedlichsten Bereichen gesammelt. Mit welchen Problemen er bei der Gründung seines Unternehmens im privaten wie im beruflichen Umfeld konfrontiert wurde, was er Newcomern beim Aufbau ihres Unternehmens empfiehlt und warum das Delegieren von Aufgaben in der Startphase besonders wichtig ist, erzählt Frank O. Reiss im Interview.
Was empfehlen Sie Newcomern für eine erfolgreiche Existenzgründung?
Fragen Sie sich, ob Sie die Tätigkeit, mit der Sie sich selbständig machen wollen, auch tun würden, wenn Sie kein Geld dafür bekommen würden. Denn als Selbstständiger erlebt man immer wieder schlechte Zeiten und herbe Rückschläge. Ein Beispiel aus meiner Praxis: 2020 wurde unser Event aufgrund des Corona-Lockdowns zehn Tage vor Durchführung abgesagt und wir mussten uns innerhalb kürzester Zeit komplett neu erfinden. Aus der Präsenzveranstaltung kreierten wir in nur zehn Tagen ein Online-Event, an dem über 30.000 Personen teilnahmen. Das hätten wir nicht geschafft, hätte nicht jeder im Team vollen Einsatz gezeigt, ohne dafür entschädigt zu werden.
Welche Eigenschaften sind für den nachhaltigen Erfolg Ihrer Meinung nach bei der Gründung notwendig?
Der Glaube an sich selbst, auch wenn kein anderer an Sie glaubt. Und die Bereitschaft, Risiken einzugehen und über sich hinauszuwachsen. Mein persönlicher Top-Tipp: Sägen Sie den Ast, auf dem Sie sitzen, nicht ab. Damit meine ich, dass man eine Selbstständigkeit langsam und kalkuliert angehen sollte. Wer sich im Angestelltenverhältnis befindet, sollte nicht sofort kündigen und ins kalte Wasser springen, sondern erstmal seine Geschäftsidee testen und prüfen, ob sie im Kleinen funktioniert. Tut sie das, wird sie auch im Großen funktionieren.
Welche Rolle spielt Kommunikation bei der Existenzgründung und was ist hier Ihrer Meinung nach besonders wichtig?
Für die effektive Existenzgründung ist Kommunikation komplett unwichtig, man muss nicht einmal sprechen können. Denn es geht lediglich darum, das Gewerbe beim Staat anzumelden. Das ist eine Lappalie. Viele verbrennen am Anfang ganz viel Geld für professionelle Webseiten, hochglänzendes Briefpapier und aufwändige Visitenkarten. Viel wichtiger ist es aber, ob das Produkt oder die Dienstleistung überzeugt. Ist das der Fall, wird es ein guter Verkäufer an die Kunden bringen. Und zwar auf eine sympathische Art. Fast so, als wenn ein guter Freund begeistert von seinem letzten Urlaub berichtet oder über einen tollen Film schwärmt.
Gab es auf Ihrem Weg in die Selbstständigkeit besondere Hindernisse, die Sie überwinden mussten?
Ja definitiv. Meine Familie war absolut dagegen, da sie sehr sicherheitsbewusst ist. Ich hingegen bin eher freiheitsliebend. Auch die meisten meiner Freunde hatten wenig Verständnis für meinen Entscheid. Ich richtete mir zu Beginn meiner Existenzgründung mein Büro daheim ein, was viele Freunde als »daheim herumsitzen« interpretierten. Entsprechend baten sie mich, ihnen bei der Renovierung zu helfen oder für sie tagsüber etwas abzuholen. Schließlich hatte ich ja nichts zu tun. Viele hatten eine eingeschränkte Sicht auf die Dinge und realisierten nicht, was für eine Verantwortung man als Selbstständiger trägt.
Können Sie auf spezielle Erfolgserlebnisse zurückblicken?
Ganz am Anfang konzentrierte ich mich auf das Verkaufen von Motivationsbüchern, DVDs und Hörbüchern an Trainer. Diese verkauften die Produkte dann im großen Stil an den Endverbraucher. Das war meine Nische. Zu meinen damaligen Kunden zählten unter anderem Marc Galal, Jürgen Höller und Bodo Schäfer und eines Tages kam die damals erfolgreichste Schlagerband »Die Flippers« auf mich zu. Sie engagierten mich für ihre Abschiedstournee mit 52 Konzerten und beauftragten mich, innerhalb des Verkaufs ihrer Merchandising-Artikel den Büchertisch zu führen. Ich habe auf dieser Tour viel gelernt und Informationen darüber gesammelt, wie man eine Tournee durchführt und was es für die Durchführung eines Events in großen Hallen braucht. Denn mir war damals schon klar, dass meine Trainer-Kunden irgendwann solche Hallen füllen würden, und mein Ziel war es, ihnen dann mein Wissen zu verkaufen.
Welche Tipps und Informationen haben Ihnen bei der Gründung Ihres Unternehmens F.O.R. Success geholfen?
Bevor ich mein heutiges Unternehmen gründete, sammelte ich verschiedene berufliche Erfahrungen und lernte mein Handwerk von der Pike auf. Ich absolvierte die berufsbegleitende Ausbildung zum Fachkaufmann und lernte verschiedene Basics in der IHK, unter anderem Buchhaltung. Später übernahm ich einen Latein-Fachbuchverlag, führte diesen wieder zum Erfolg und verkauft ihn anschließend. F.O.R Success ist meine zweite Firma. Ich realisierte bei der Gründung, dass vieles, was ich gelernt hatte, andere sehr viel besser konnten als ich. Darum fing ich an, Experten für gewisse Tätigkeiten zu verpflichten und Aufgaben zu delegieren. Das war der Erfolgsturbo für mein Unternehmen, denn diese Profis sind sehr viel besser und schneller als ich. Würde ich heute nochmals ein Unternehmen gründen, würde ich von Anfang an auf Profis setzen, anstatt alles selbst machen zu wollen.
Haben Sie ein Vorbild?
In meiner Vergangenheit gab es ganz viele Vorbilder und noch heute habe ich Mentoren, die mich begleiten. Ein eigentliches Vorbild habe ich heute allerdings nicht mehr. Denn auf meinem Weg bin ich mir selbst immer nähergekommen, was sich vielleicht etwas spirituell anhört, für mich aber mehr mit meiner persönlichen Entwicklung als mit Spiritualität zu tun hat. Ich habe über die Jahre immer mehr Denkweisen anderer Leute abgelegt und konnte dadurch meinen wahren Kern und mein inneres Kind finden. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich immer mehr dazulernen kann, um kontinuierlich besser zu werden und meine nächsten Ziele zu erreichen.
Bild: Jamie Lee Arnold