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Vom Selbstständigen zum Unternehmer

von Julien Backhaus

Die Begriffe klingen gleich, meinen aber etwas Unterschiedliches. Jeder, der sich erstmals einen Gewerbeschein beantragt und die ersten Gehversuche in der Wirtschaft macht, beginnt als Selbstständiger. All der wirtschaftliche Erfolg beruht in der Regel zu Anfang auf einer einzigen Person – das ist man selbst. Die ersten Monate und sogar Jahre wird es schwierig, aus dieser Rolle auszubrechen. Vielleicht ist es sogar wichtig, dass man zu Beginn ganz tief in allem steckt. Denn allzu viele Start-ups werden früh mit hohen Investments ausgestattet und erliegen dem Irrtum, sich nicht um die kleinen Dinge kümmern zu müssen, sondern das große Ganze zu steuern. So fehlt schnell der Blick für die Kleinigkeiten, die ein Unternehmen oft das Leben kosten können. 

Wer es auf die herkömmliche Weise tut, wird nach einigen Jahren versuchen, aus dem selbstständigen Hamsterrad auszutreten und Stück für Stück zum Unternehmer heranzuwachsen. Diese Entwicklung ist gesund. Aber es warten viele Hürden auf den künftigen Unternehmer, denn nun verlagern sich seine Aufgabenbereiche stark. Wo man vorher bei allem selbst Hand angelegt hat, werden nun Mitarbeiter aktiv. Das erfordert eine gewisse Distanz des Unternehmers, denn nun muss er loslassen und sich tatsächlich um das große Ganze kümmern. Es gehört eine gute Fehlertoleranz dazu, denn niemand wird die Arbeit, die man ihm überträgt, perfekt erledigen. Einen Unternehmer erkennt man daran, dass das Tagesgeschäft ohne ihn funktioniert. Es bedarf eines gewissen Systems an Strukturen und eigenverantwortlichen Mitarbeitern, um Ergebnisse zu produzieren, ohne dass der Unternehmer selbst Hand anlegt. Dieser ist nun nicht mehr für die Erledigung des Alltagsgeschäfts zuständig, sondern für die Beschaffung des Alltagsgeschäfts. Er muss vor allem Produkte erfinden oder weiterentwickeln und das Unternehmen strategisch führen. Er gibt stets die Richtung vor, in die das Unternehmen steuern soll – sowohl wirtschaftlich als auch ethisch. Auch Absatzkanäle zu schaffen, fällt häufig noch in den Aufgabenbereich des Unternehmers. Selbst wenn die Vertriebsabteilung den Rest erledigt und die Verkäufe steuert. Nicht zuletzt ist auch die Kommunikation eine Unternehmer-Aufgabe. Hier gibt es zwei Strategien: der Unternehmer, der selbst zum Aushängeschild wird und öffentlich auftritt oder der Unternehmer, der nur seine Marke und Testimonials sprechen lässt. Für beide Seiten gibt es genügend erfolgreiche Beispiele – wichtig ist nur, dass man die Entscheidung für eine der Strategien trifft. 

Ein Unternehmer wird im Herzen immer ein Macher bleiben. Und das ist gut so, denn auch Unternehmen müssen sich ständig weiterentwickeln oder nicht selten ganz neu erfinden. 

 

Bild Ronny Barthel

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