Wie die Bitcoin-Milliardäre die digitale Welt auf den Kopf stellen wollen.
Wer »The Social Network« aus 2010 gesehen hat, wird sich an die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss erinnern. Gespielt von Armie Hammer wurden sie berühmt als diejenigen, denen ihr Harvard-Kommilitone Mark Zuckerberg die Idee für Facebook geklaut haben soll. Im Rechtsstreit um das geistige Eigentum an der Idee für Facebook verloren die Zwillinge, erhielten aber eine Vergleichszahlung von rund 45 Millionen US-Dollar in Facebook-Aktien und 20 Millionen US-Dollar als Direktzahlung. Heute haben sich die ehemaligen olympischen Ruderer ein milliardenschweres Krypto-Imperium aufgebaut. Das reicht ihnen aber noch lange nicht. Die beiden Bitcoin-Milliardäre vergleichen sich und ihre Angestellten gern mit Astronauten – ist doch der Name ihrer Krypto-Börse Gemini nicht nur an das Zwillings-Sternzeichen, sondern auch an die zweite Raumfahrtmission der NASA angelehnt. »Wir sind alle Astronauten, die am Grenzgebiet des Geldes, am Grenzgebiet der Kunst und am Grenzgebiet der Finanzen arbeiten«, erzählt Cameron Winklevoss dem Forbes Magazine. Sein Bruder Tyler fügt hinzu: »Wir fühlen uns, als seien wir in einem Raumschiff und erkundeten neue Grenzen.«
Ihre Vision ist ambitioniert wie revolutionär: Ein »Metaverse« aus digitalen Vermögenswerten wie Kunst, Musik, Immobilien und ganzen Unternehmen, die in der Blockchain ihren Ursprung haben und dort verwaltet, ver- und gekauft werden. »Die Idee eines zentralisierten sozialen Netzwerkes wird in fünf oder zehn Jahren so einfach nicht mehr existieren«, sagt Tyler dem Forbes Magazine in Bezug auf Facebook. »Zwischen der alten Welt und diesem neuen, krypto-gebürtigen Universum ist eine Membran oder eine Kluft. Und wir sind der Kanal, der den Menschen dabei hilft, das Offline hin zum Online zu überwinden.« Zu diesem Zweck haben die Zwillinge über ihre Holdinggesellschaft Gemini Space Station und ihr Family-Office Winklevoss Capital in 25 Start-ups investiert, die sich auf digitale Vermögenswerte konzentrieren. Viele dieser Start-ups sind auf den Erfolg in Peer-to-Peer-Netzwerken ausgerichtet, in denen tendenziell nicht große Konzerne, sondern einzelne Teilnehmer am stärksten profitieren. Sie sollen das Fundament ihrer neuen, virtuellen Welt bilden.
Eines dieser Start-ups ist der NFT-Marktplatz Nifty Gateway. Die Firma wurde 2018 ebenfalls von rudernden, eineiigen Zwillingen gegründet: Duncan und Griffin Cock Foster. Nifty Gateway sollte den Kauf von NFTs (»non-fungible-tokens«) vereinfachen. Auf einer Messe für digitale Kunst in New York lernten die Winklevoss-Zwillinge Nifty Gateway kennen, als sie ein Kunstwerk namens »CryptoPunk 4530« von Matt Hall und John Watkinson kaufen wollten. Tyler legte sich kurzerhand einen Account bei der Plattform an und kaufte das Bild für 5.000 US-Dollar ganz einfach mit seiner Kreditkarte. 2019 kauften die Winklevoss-Zwillinge das Start-up. Heute hat sich Nifty Gateway zu der exklusivsten Auktionsplattform für digitale Kunst entwickelt, die nur Werke von ausgewählten Künstlern in sogenannten »drops« verkaufen, um einen Hype um die zum Verkauf stehenden Werke zu kreieren. Seit dem medienwirksamen Verkauf des Digitalkunstwerks »Everydays: The First 5000 Days« von Digitalkünstler Mike Winkelmann alias Beeple im März beim Auktionshaus Christie’s ist der Trubel um Krypto-Kunst groß – eine Welle, die die Winklevii nur allzu gern reiten.
Den gesamten Artikel »Die Revolution der Winklevii« finden Sie in der brandneuen founders Magazin Ausgabe Nr. 24 -> LINK
Bild: Imago / ZUMA Wire