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Gründen mit mentaler Stärke

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Gründen mit mentaler Stärke

Die Geschäftsidee für die Gründung ist gut, der Zeitpunkt richtig und die Aussichten vielversprechend. Dennoch kann eine Gründung schiefgehen oder gar nicht erst vollzogen werden, weil Angst vor dem Scheitern lähmend wirkt oder dazu führt, dass man potenzielle Geldgeber nicht überzeugen kann. Wie man solche Erfolgsbremsen lösen und sich selbst in eine gestärkte Position bringen kann, erläutert Life- und Businesscoach Martin Curtz in unserem Interview.

Herr Curtz, wer sich selbständig machen möchte, braucht neben einer guten Geschäftsidee auch Mut und Durchhaltevermögen. Kann man das lernen und wenn ja, wie?

Martin Curtz: Die gute Nachricht ist »Ja«. Und es ist sogar notwendig, Mut und Durchhaltevermögen zu entwickeln, wenn einem das nicht schon in die Wiege gelegt wurde. Wenn man sich selbstständig macht, bringt man ja eine Expertise in einem bestimmten Bereich mit. Nun kommen aber verschiedene neue Themen mit dazu und nicht alle funktionieren von Anfang an oder man hat vielleicht den einen oder anderen Punkt nicht bedacht. Dann kann man schnell anfangen, an seiner Idee zu zweifeln. Daher ist es wichtig, sich schon zu Beginn mit der Frage auseinanderzusetzen: Wie gehe ich auch mal mit Rückschlägen oder unerwarteten Situationen um? Weitere Möglichkeiten, Durchhaltevermögen und Mut aufzubauen, sind erstens, sich klare Ziele zu setzten und diese in kleine Teilziele zu splitten. So kann man häufiger Teilerfolge feiern. Zweitens: sich klar über seine Motivation sein, warum man selbstständig sein möchte. Drittens: neue Gewohnheiten zu etablieren, die einen positiv unterstützen.

Als angehender Unternehmer kann man je nach Branche auch durchaus introvertiert sein. Aber wenn man Geldgeber überzeugen möchte, muss man sich doch aus dem Fenster lehnen. Sind wir automatisch forsch genug, wenn wir für unsere Idee brennen?

Curtz: Für seine Idee zu brennen, ist sicherlich die beste Voraussetzung, um auch als introvertierte Person die Begeisterung für seine Produkte oder Dienstleistungen zum Ausdruck zu bringen. Wenn man das Ganze aber auf neues Level heben möchte oder nicht vor jedem Investoren-Pitch Angst haben möchte, kann ich an dieser Stelle nur empfehlen, sich mit Public Speaking zu beschäftigen. Selbst wenn ich nicht vorhabe, vor tausenden Menschen Vorträge zu halten, wird es mir ein hohes Maß an Selbstsicherheit und ein professionelles Auftreten meinen Partnern gegenüber ermöglichen.

Angst vor der eigenen Courage betrifft sicher nicht wenige Gründer. Wie lässt sich diese vermeiden?

Curtz: Wenn wir ehrlich sind, scheitern wir nicht wegen anderer Menschen oder schwierigen Situationen. Wir scheitern wegen der Angst in uns. Hier darf man gerne mal genauer hinschauen, um welche Angst handelt es sich denn? Angst zu scheitern, Angst nicht gut genug zu sein oder Angst, nicht mehr dazu zugehören? Die Frage wäre dann: Was begründet diese Angst und wie können wir das dazugehörige Denkmuster lösen?  Die Angst davor zu scheitern, ist zum Beispiel sicher weit verbreitet. Man geht aus der vermeintlich sicheren Festanstellung in ein unsicheres neues Kapitel über und fragt sich: Was, wenn es nicht funktioniert? Diese Gedanken können schnell lähmen, wenn wir nicht das Muster dahinter entdecken und es auflösen. Dabei hilft es, sich realistische Erwartungen zu schaffen und ein Umfeld aufzubauen, das unterstützend wirkt.

Wenn wir zögerlich sind und unser Potenzial nicht entfalten können, hat das oft mit Blockaden aus der Kindheit zu tun. Wie kann man diese Blockaden auflösen und vor allem: Wie finden wir sie?

Curtz: Das Auflösen von Blockaden erfordert Selbstreflexion, Geduld und die Bereitschaft, sich mit den zugrunde liegenden Ursachen auseinanderzusetzen. Diese Blockaden zu finden, ist gar nicht so schwierig. Sie gehen meistens mit negativen Mustern einher. Wenn du immer wieder in bestimmten Bereichen deines Lebens auf ähnliche Hindernisse, Probleme oder Misserfolge stößt, könnte dies auf eine Blockade hinweisen. Wenn es dir schwerfällt, Entscheidungen zu treffen oder du Dinge gerne aufschiebst, kann das ebenso ein Hinweis auf eine Blockade sein. Wenn wir dieses Verhalten reflektieren, lohnt es sich zu hinterfragen, was da genau gerade vor sich geht. Dann deckt man das Denkmuster auf und kann aktiv ein neues etablieren. Hier kann auch das Führen von Tagebüchern und Achtsamkeitsübungen hilfreich sein.

Es gibt in den Medien viele Ratgeber, die in unsicheren Situationen entsprechende Affirmationen empfehlen. Helfen diese, um mehr Selbstsicherheit zu erlangen?

Curtz: Affirmationen können in jedem Fall helfen, neue Denkmuster zu entwickeln. Sie sind absolut unterstützend, weil sie eine bejahende und zustimmende Haltung in uns aufbauen. Um von Affirmationen zu profitieren, ist es wichtig, sie regelmäßig und bewusst zu wiederholen. Wähle positive und aussagekräftige Sätze, die für dich persönlich bedeutsam sind! Wiederhole sie täglich mehrmals laut oder leise, am besten in Verbindung mit positiven Emotionen!

MK

Unser Gesprächspartner: Martin Curtz ist seit mehr als 30 Jahren im Vertrieb und hat eine Ausbildung zum Schauspieler absolviert, bevor er sich als Life- und Businesscoach selbständig gemacht hat.

Bild: Bina Terré

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