Ulrike Winzer erklärt, wie wir die Veränderungen durch Digitalisierung und Technologie und den Wandel in Arbeitswelt und Privatleben als Chance nutzen können.
Die Statistiken der Vergangenheit sprechen schon länger eine deutliche Sprache. Doch erst das Covid-19-Virus hat den Finger so richtig in die Wunde gelegt: Deutschland tut sich schwer mit der Veränderung seiner Strukturen und fällt beim Thema Digitalisierung immer weiter zurück. Ein Debakel für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Denn damit wird deutlich: Der Erfolg von gestern ist keine Garantie für den Erfolg von morgen.
Gerade in Deutschland orientieren wir uns gerne an bekannten Regeln und Prozessen. Unser ingenieurgeprägtes Vorgehen hat uns in der Vergangenheit bei linearem Wandel äußerst erfolgreich gemacht. Doch das Industriezeitalter liegt hinter uns und die Welt verändert sich exponentiell. Dabei liegt es auf der Hand, dass wir mit Methoden, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, nicht mehr eine Zukunft gestalten können, die mit High-Speed-Tempo im Dauerwandel ist. Doch statt sie zu hinterfragen, werden die alten, überholten Prozesse noch durch neue Schnörkel aufgebläht und im schlimmsten Fall 1:1 ins Digitale überführt.
Gründern fällt das dann auf, wenn sie sich durch den deutschen Bürokratiedschungel kämpfen. Sollte das nicht reichen, dann sind spätestens die ersten Kontakte zu deutschen Großkonzernen eine echte Geduldsprobe. Dabei zeigen technische Entwicklungen wie Smartphones, Streamingdienste, E-Commerce-Plattformen, Social Media und vieles mehr, dass wir eigentlich dazu fähig sind, mit Veränderung umzugehen.
Warum kommen wir nicht aus dem Quark?
Auch wenn wir Neues im Grunde ganz charmant finden, so streben viele Menschen die Absicherung ihres erarbeiteten Status Quo an. Planbarkeit und Sicherheit vermitteln uns ein Gefühl von Stärke. Das favorisierte Paket aus Ergebnisgarantien und sicheren Gefühlen bei einem Maximum an Auswahl und einem Minimum an Investition klingt zwar in der Theorie hübsch, ist aber eine Illusion.
Veränderung heißt in der Regel, das Alte, das Vertraute und damit Sichere loszulassen. Zusätzlich macht das Neue Angst, denn wir wissen eben nicht, ob wir wirklich erfolgreich sein werden oder ob wir Fehler machen, scheitern und vom Regen in die Traufe kommen. In der Folge verharren wir in unglücklichen Beziehungen oder unbefriedigenden Jobs, sperren uns gegen Veränderungen in den Unternehmen, belassen Abläufe so umständlich, wie sie sind, und übersehen, dass unsere Produkte morgen ein Auslaufmodell sind.
Ausreden, um alles beim Alten zu lassen, finden wir ganz schnell: Das haben wir noch nie so gemacht, das ist zu teuer, da fehlt gerade die Zeit usw. Fatal dabei ist: Je öfter wir das hören, desto mehr glauben wir es. Denn unser Gehirn ist da recht einfach in seiner Funktionsweise und belohnt das Gewohnte. Nach dem »Prinzip Google« kommt das, was am häufigsten gesucht und gefunden wird, auf Seite eins.
Den gesamten Artikel »Stark durch Veränderungen: So werden Sie vom Zuschauer zum Spielführer!« von Ulrike Winzer finden Sie in der brandneuen founders Magazin Ausgabe Nr. 24 -> LINK
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